Ich unterscheide sechs Typen von Killerphrasen:
- Beharrungs-Killerphrasen
- Autoritäts-Killerphrasen
- Besserwisser-Killerphrasen
- Bedenkenträger-Killerphrasen
- Vertagungs-Killerphrasen
- Angriffs-Killerphrasen
Beharrungskillerphrasen – oder:
„Das haben wir schon immer so gemacht.“
Beharrungs-Killerphrasen sind Aussagen, die – wie der Name schon sagt – bestimmte Entwicklungen, Veränderungen, Bewegungen verhindern wollen. Alles soll so bleiben, wie es ist, denn: „Das haben wir schon immer so gemacht“ – eine der am häufigsten genannten Killerphrasen. Da Veränderungen bei vielen Menschen mit Verunsicherungen verbunden sind, sträuben sie sich zunächst einmal gegen alles Neue, Unbekannte, Fremde. Ausdruck dieser Abwehr sind Beharrungs-Killerphrasen. Weitere Beispiele dieser Gattung:
„Das würde unseren Prinzipien widersprechen.“,
„Bislang sind wir auch ganz gut ohne XY ausgekommen.“,
„Die jetzige Lage macht es unmöglich, etwas zu verändern.“
Diese Form der Killerphrasen ist besonders verbreitet – und genau darin liegt die Gefahr. Man hört sie so oft, dass man sie gar nicht als Killerphrase bewusst wahrnimmt. (…)
Autoritäts-Killerphrasen – oder:
„Was hier wichtig ist, bestimme noch immer ich.“
Diese Form der Killerphrase erweckt den Anschein von Autorität. Jemand, der darauf zurückgreift, fühlt sich dem anderen überlegen oder meint, diese angebliche Überlegenheit auch jedem aufs Brot schmieren zu müssen. Entweder handelt es sich um einen sehr autoritären Chef, der keine Götter neben sich duldet, oder es versucht jemand sich als Autorität aufzuspielen, um diverse Minderwertigkeitsgefühle zu kompensieren mit Aussagen wie:
„Was hier wichtig ist, bestimme noch immer ich.“,
„Lassen Sie sich das von mir sagen: Das geht so nicht.“,
„Damit kann ich mich einfach nicht beschäftigen. Ich habe Wichtigeres zu tun.“
Solche Sätze sollen vor allem das Gegenüber einschüchtern. Diese Form der Kommunikation hat nichts mit partnerschaftlichem Austausch auf Augenhöhe zu tun – sie es das genaue Gegenteil davon.
Mit Autoritäts-Killerphrasen soll der andere in eine unterlegene Position gedrängt und dazu gebracht werden, von der eigenen Idee abzurücken. (…)
Besserwisser-Killerphrasen – oder:
„Das siehst du völlig falsch.“
Besserwisser-Phrasendrescher sehen sich selbst als die intelligenteren Menschen. Sie wissen alles besser, verstehen nicht, dass andere (noch) nicht so denken wie sie, können schon weit im Voraus sagen, wie alles ausgeht und scheuen sich auch nicht, jederzeit „ihr besseres Wissen“ kundzutun, damit nur ja nicht andere, natürlich viel schlechtere Ideen, eine Chance bekommen, sich durchzusetzen. Besserwisser-Killerphrasen lauten z.B.
„So wie Sie die Sache anpacken, wird das nie was.“
„Das wird nicht klappen, beim letzten Mal ging’s ja auch in die Hose.“
„Das ist doch alles reine Theorie. In der Praxis sieht alles ganz anders aus.“
Diese Phrasendrescher sind bemüht, alle und jedem ihr Wissen aufzudrängen – ob die anderen wollen oder nicht. (…)
Bedenkenträger-Killerphrasen – oder:
„Was werden denn die anderen sagen?“
Bei diesem Typ zeigt sich eine gewisse Parallele zu den Beharrungs-Killerphrasen: die Angst vor Veränderung. Sie ist ein wesentlicher Grund, weshalb immer wieder zu Bedenkenträger-Killerphrasen gegriffen wird. Ist das Alte und Bewährte auch noch so schlecht – man kennt sich damit wenigstens aus und weiß, was man zu erwarten hat. Im Gegensatz zu den Beharrungs-Phrasendreschern treten die Berufszweifler sehr zögerlich auf. Sie versuchen Neuerungen abzuwehren mit Sätzen à la
„Wie soll denn das gehen?“
„Das lässt sich doch zeitlich gar nicht machen.“
„Warum haben es denn andere noch nicht gemacht, wenn Ihre Idee so klasse ist?“
– und machen damit Menschen, die nach vorne schauen, auf Weiterentwicklung Wert legen und auf der Suche nach Verbesserungen sind, das Leben schwer.
Gäbe es auf der Welt nur Bedenkenträger – nichts, aber auch rein gar nichts würde sich bewegen. Mittelalterliche Zustände wären garantiert. (…)
Vertagungs-Killerphrasen – oder:
„Das sollten wir noch einmal überdenken.“
Nur nicht entscheiden müssen – man könnte ja was falsch machen. Aus lauter Angst davor, einen Fehler zu begehen, oder weil die Lust fehlt, sich mit dem Thema zu beschäftigen, zögert der Nutzer von Vertagungs-Killerphrasen das Ganze hinaus und schiebt es auf die lange Bank. Gern greift er zu Aussagen wie:
„Darüber muss mal eine Nacht geschlafen werden“
„Kommt Zeit, kommt Rat.“
„Ohne jetzt die Diskussion abwürgen zu wollen …“
… immer in der Hoffnung, dass er irgendwie um eine Entscheidung drumherum kommt, sei es, dass der andere selber das Thema vergisst oder – noch besser – alles sich von selbst erledigt. (…)
Angriffs-Killerphrasen – oder:
„Mein Gott, Sie sind immer so emotional“
Ein Charakteristikum von Killerphrasen ist, wie bereits eingangs beschrieben, dass es Scheinargumente sind, die ein Ziel verfolgen: die Diskussion abzutöten. Unterschwellig geht es auch darum, den anderen herabzusetzen, ihn lächerlich zu machen, ihn bloßzustellen.
In dieser Kategorie von Killerphrasen wird der persönliche Angriff nicht mal mehr unterschwellig vorgenommen, sondern ganz offensichtlich ist das Gegenüber und nicht die Sache, über die gesprochen wird, das Ziel des Angriffs. Aus diesem Grunde bezeichne ich diese Form als Angriffs-Killerphrasen. Häufige Aussagen sind:
„Das ist wieder typisch für Sie …“
„Wie kann man nur so unrealistisch sein?“
„Nun denken Sie doch einmal nach, auch wenn’s schwer fällt.“
Der Phrasendrescher nimmt kein Blatt vor den Mund, wie diese Beispiele zeigen.
(…)
Quellenangabe: Buch: "Killerphrasen... und wie Sie gekonnt kontern", Meike Müller, Eichborn Verlag, 2003, Seite 13ff
Link zur Quelle: http://www.meikemueller.com
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