Unerwartetes Zustimmen als Schlagfertigkeitstechnik
Unerwartetes Zustimmen als Kontermethode: Eine der besonders wirksamen Schlagfertigkeits-Techniken ist das „Unerwartete Zustimmen“. Warum diese Technik so gut funktioniert? Nun, das Ziel von Beleidigungen oder sonstigen verbalen Angriffen besteht in den meisten Fällen darin, Sie mundtot zu machen und/oder in einen Modus des „Sich-Rechtfertigens“ zu bringen. Doch sich rechtzufertigen, sich zu verteidigen, bedeutet immer eine Art Schwäche. Und der Angreifer will vor allem eins: Stärke gewinnen und Stärke zeigen.
Was bedeutet das in der Konsequenz: So lange jemand mit seinem Verhalten seine gewünschten Ziele erreicht, wird er dieses Verhalten fortsetzen. Will man, dass der andere aufhört, einen zu gängeln, anzugreifen, zu beleidigen, dann muss man bei seiner Zielerreichung ansetzen. Das heißt: Wir müssen dafür sorgen, dass der Angriff in seiner Wirkung verpufft. Das wiederum heißt: Sie dürfen sich (a) nicht mundtot machen lassen, d.h. müssen schon etwas erwidern. Und Sie dürfen sich (b) nicht zu Rechtfertigungen verleiten lassen, dürfen sich nicht entschuldigen, dürfen sich nicht erklären oder sonst wie in dieser Art „verteidigen“.
Die vielleicht beste und einfachste Art, beides zu erreichen – (a) und (b) – besteht darin, dem Angreifer und Angriff unerwartet zuzustimmen. Das klingt vielleicht beim ersten Lesen komisch. Die Praxis zeigt jedoch, dass das bei sehr vielen Angriffen sehr gut und wirksam funktioniert.
Die grundlegenden Antwortmuster dabei sind:
Zustimmen und selbstbewusst bejahen- Stimmt.
- Stimmt – und wenn schon!
- Stimmt, und das ist gut so.
- Stimmt, und das ist okay so.
Das wäre die kurze Form der Geschichte. – Nun lässt sich die Methode und Technik noch etwas genauer unter die Lupe nehmen und ausbauen.
Unerwartetes Zustimmen: unterschiedliche Muster bzw. Konterstrategien
Das o.g. „grundlegende Antwortmuster“ im Format „Stimmt, und das ist okay so.“ impliziert als tiefere Strategie: Ich stimme zu, und bejahe den Aspekt selbstbewusst.
Damit erreiche ich zweierlei: (1) Ich nehme dem Angreifer die Luft für weitere Angriffe dieser Art. Der Angreifer hat ja nur wenig zu gewinnen und wenig Spaß, wenn Sie sich nicht winden, verteidigen, rechtfertigen oder mit dem Angriff unwohl fühlen. (2) Dadurch, dass ich selbstbewusst dem Aspekt zustimme, zeige ich grundsätzlich, dass man mich mit Sprüchen dieser Art nicht ärgern kann. „Ja, und? Und wenn schon…“.
Eine andere Option für die Methode des „unerwarteten Zustimmens“ verzichtet auf das betont selbstbewusste Bejahen des konkreten inhaltlichen Aspekts. Statt dessen fährt man ein kleines Stück mehr in Richtung „Gegenattacke“, indem man den Angreifer etwas auf die Schippe nimmt mit einer der folgenden Formulierungen:
Implizit zustimmen, den Angreifer ironisch „loben“- „Das haben Sie ja gut beobachtet.“
- „Man sind Sie scharfsinnig.“
- „Sie haben studiert…“
- „Haben Sie es auch schon bemerkt?“
Das Prinzip dahinter: Sie stimmen implizit zu. Und Sie „gratulieren“ dem Angreifer ironisch, dass er so aufmerksam ist, so clever ist, so smart ist, eine so genaue Beobachtungsgabe und Auffassungsgabe hat. – Jeder Anwesende wird die Ironie merken und registrieren, dass Ihr „Konter“ vielleicht gar nicht so „schlagfertig“ ist, wie man pauschal vielleicht „Schlagfertigkeit“ versteht. Dass er aber in gewisser Weise äußerst „smart“ ist, denn Sie wehren sich gar nicht gegenüber der inhaltlichen Aussage, lassen sie einfach souverän-selbstbewusst stehen, springen direkt auf die Meta-Ebene. Die Meta-Ebene hier: Wer sagt was, warum, wie? Und was kann man über den Angreifer und seinen Angriffsverhalten sagen, anstelle von „über den inhaltlichen Vorwurf“. Das in Summe zieht sehr gut.
Der Angreifer, der mit seinem Spruch ja irgendwie „Punkte machen“ wollte, steht jetzt mittelblöd da: Sein Angriff ist verpufft, sitzt nicht. Jeder hat wahrgenommen, dass es Angriff bzw. Angriffsversuch war, doch die Attacke ist mehr oder weniger gescheitert. Das schwächt den Angreifer vor den Augen aller. Und er wird lernen: „Mit Ihnen ist schlecht was zu gewinnen“, was das Angreifen, Beleidigen, Bloßstellen, Belästern etc. angeht. Sie springen nicht drauf an. Sie wehren sich nicht wie gewünscht. Sie lassen blöde Sprüche souverän an sich abperlen. Sie konnten geschickt.
Geschicktes Kontern
Die Idee an „geschicktem Kontern“ ist es, sich erstens inhaltlich nicht mit dem Angriff auseinanderzusetzen, und zweitens sich auch nicht auf das Niveau des Angreifers zu begeben. Statt dessen bleiben Sie auf der Meta-Ebene (Metakommunikation) und zeigen, dass Sie „über den Dingen“ stehen. Sie lassen Angriffe abperlen oder einfach für sich stehen. Und Sie schlagen nicht auf gleichem Niveau zurück, d.h. deeskalieren statt die Angriffssituation zu eskalieren. Das macht die Sache „geschickt“: Sie lassen sich weder schwächen noch provozieren. Sie bewahren Ihre Souveränität.
Mehr zu dieser Technik aus der einschlägigen Literatur:
Unerwartetes Zustimmen (aus: Techniken der Schlagfertigkeit für Dummies)
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Schlagworte: Schlagfertigkeit, Schlagfertigkeitstechniken