Über Networking, das „soziale Netzwerken“, Kontaktpflege und Beziehungspflege ein Buch zu schreiben, ist schon eine Herausforderung. Denn jedem ist die Bedeutung eines guten Kontakt-Netzwerks für den beruflichen Erfolg klar. Und dass zwischenmenschliche Beziehungen und mithin deren Aufbau und Pflege auch für das private Glück ein entscheidender Faktor ist, wird auch kaum jemand bestreiten. Doch wie „network’ed“ man richtig? – Manch einem scheint das in die Wiege gelegt oder zumindest sehr leicht zu fallen. Es gibt Menschen, die haben wenig Scheu und Schüchternheit, Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen, zwanglos Fremde anzusprechen. Sie können ohne große Verkrampfung einen unverfänglichen Smalltalk aufnehmen, das Gegenüber kennenlernen, sich selbst vorstellen, darstellen und in ein gutes Licht rücken. Sie merken sich andere beim Namen, nennen diese beim nächsten Wiedersehen beim Namen. Und sie haben keine Scheu, bei Gelegenheit und Notwendigkeit zum Telefonhörer zu greifen, und eine erst kürzlich „kennengelernte“ Person erneut zu kontaktieren, etwas zu erfragen, um einen Gefallen zu bitten oder eine Folgetreffen zu arrangieren. – Diese Menschen haben es leicht. Und in der Regel haben sie beruflich guten Erfolg, machen ihre Karriere, sind vielleicht aufgrund der Vielzahl an Aktivitäten, Aufgaben und Kontakte gestresst. Aber irgendwie scheint es bei ihnen zu „fluppen“, sie haben die landläufig zitierte soziale Intelligenz / Sozialkompetenz, sind kommunikativ und brauchen kein Buch wie „Networking-Kompetenz im Job“.
Dann gibt es (vereinfacht) die andere Gruppe von Menschen: Ihnen fällt es schwer, auf andere zuzugehen, unbekannte Personen im Alltag oder Job anzusprechen, ein Gespräch zu beginnen, einen Smalltalk zu führen. Sie wollen sich nicht aufdrängen und/oder wissen nicht, wie man „so ein“ Gespräch anfängt, damit es zwanglos und doch nett ist. Ihnen fällt es entsprechend (viel) schwer(er), soziale Kontakt aufzubauen. Entsprechend schwierig fällt es ihnen auch, gar ein gutes, funktionierendes, weitläufiges „soziales Netzwerk“ aufzubauen. Sie wissen zwar, dass Networking und ein gutes berufliches Kontaktnetzwerk sehr hilfreich für die Karriere ist oder sein kann. Dennoch geht ihnen das dafür nötige Verhalten nicht von der Hand.
Die Gründe und Ursachen sind vielfältig: Es gibt introvertierte und extrovertierte Menschen; und introvertierten fällt das Networken und Smalltalken schwerer. Es gibt Menschen, die haben handfeste soziale Kompetenzprobleme (und das ist völlig wertfrei gemeint). Soziale Angststörungen sind sehr verbreitet in unserer Gesellschaft, auch wenn das landläufig nur wenig bekannt bzw. thematisiert ist (vgl. unseren Artikel über Sozialphobie / soziale Angststörung). Viele Menschen leiden an Selbstunsicherheit / Minderwertigkeits-Gefühlen (siehe: mangelndes Selbstwertgefühl sowie den Artikel zu Selbstvertrauen und soziale Kompetenz). Diesen Menschen, fällt Networken und generell so manche Situation und Anforderung im sozialen Umgang miteinander schwerer. Hilft diesen Menschen ein Buch wie „Networking-Kompetenz im Job“? – Ja und nein. In erster Linie empfehlen würden wir das Gruppentraining Sozialer Kompetenzen Buch, nur schlägt das deutlich tiefer und weiter um sich (warum?: es greift mehr an den Ursachen auf, warum uns Networken potentiell so schwer fällt, nämlich soziale Unsicherheit, mangelnde Übung, mangelnde positive Lern- und Erfolgserfahrungen in sozialen Situationen und arbeitet diese im Sinne von verhaltenstherapeutischen Übungen auf). Doch wer es kürzer, bündiger und extrem mehr fokussiert auf die Fähigkeit zum erfolgreichen Netzwerken haben will, der kann gut und gern die zwei-drei Stunden Lesezeit in das Springer essentials „Networking-Kompetenz im Job“ von Katja Mierke und Dominic-Nicolas Gansen-Ammann werfen.
„Networking-Kompetenz im Job“ – eine kurze Lektüre…
Wichtig: die essentials-Reihe umfasst wirklich kurze Werke: die Taschenbuch-Ausgabe des Networking-Büchleins hat einen Umfang von 48 Seiten, und auch als eBook ist man zügig durchgescrollt. Das ist bzw. soll aber kein Nachteil sein, sondern ist „per Design“ bzw. konzeptuell so gewollt. Es ist nur wichtig zu wissen, wenn man vom wissenschaftlichen Springer-Verlag sonst eher die „dicken Hardcover-Wälzer“ für und aus Studium und Wissenschaft gewohnt ist.
Karriereerfolg heißt „sich zum Affen machen“?!Dass es trotz der Kürze und der enthaltenen praktischen Tipps und Anleitungen trotzdem noch ausreichend „wissenschaftliche“ Fundierung enthält, muss man dem Buch wirklich zugute halten. Die Hinführung und fachliche Begründung vieler Erläuterungen fusst nämlich auf verhaltensbiologischen Studien an verschiedenen Affen-Arten (Schimpansen versus Bonobos). Da möchte man erst einmal distanziert die Stirn runzeln, und die Autoren fügen auch manch‘ sprachliches Augenzwinkern in das Buch ein, z.B. die Überschrift: Karriereerfolg heißt „sich zum Affen machen“?! – aber insgesamt sind die Ausführungen schlüssig. Und dass das Buch auch ein wenig Promo und Begleitwerk zu dem von den Autoren angebotenen Workshop „Be a Bonobo! Social Skills für Berufseinstieg und Karriere“ sind, wird auch gleich in der Einleitung zugegeben (, die zudem eine gute Übersicht über das liefert, was einem im Buch erwartet):
„Networking-Kompetenz im Job“ | Einleitung: (…) Wir wenden uns mit diesem essential sowohl an Studierende und Absolventen kurz vor dem Berufseinstieg, als auch an Menschen, die sich in einer Phase der beruflichen (Neu-)Orientierung befinden. Wer sich beruflich verändern möchte, ist auf Networking und dabei wiederum auf soziale Kompetenz angewiesen. Ausgangspunkt für die Entstehung des vorliegenden Bandes ist der zweitägige Workshop Be a Bonobo! Social Skills für Berufseinstieg und Karriere, den wir extracurricular für Studierende der Hochschule Fresenius Köln sowie am freien Markt anbieten. Der Workshop kombiniert die Vermittlung wissenschaftlich fundierter Erkenntnisse mit zahlreichen praktischen Anregungen und Übungen zur Selbstreflexion, Rollenspielen und Kleingruppenarbeit. Auch wenn der persönliche Kontakt und Austausch dabei nicht ersetzbar sind, möchte dieses essential ebenso wissenschaftlichen und praktischen Anspruch miteinander verbinden und, wo es möglich ist, zum „Mitmachen“ einladen.
Zunächst geben wir in Kap. 2 einen Überblick über zentrale Konzepte und empirische Befunde der Karriereforschung. Unter Rückgriff auf verhaltensbiologische Studien an Schimpansen und Bonobos wird ein kurzer Blick zurück auf unser evolutionäres Erbe geworfen, in dem bis heute Grundmuster unseres Sozialverhaltens, der Rangbildung und Konfliktlösung in Gruppen ihre Wurzeln haben. Dabei wird der Bezug zu Modellen und Studien menschlichen Karriereerfolgs hergestellt. Diese zeigen, welche besondere Rolle neben der fachlichen Qualifikation der Aufbau von Reputation in Gruppen spielt und welche Facetten sozialer Kompetenzen sich hierbei unterscheiden lassen. Zielgerichtetes soziales Netzwerken ist allerdings nur möglich, wenn man sich über die momentanen eigenen Ziele im Klaren ist und eine Vorstellung davon hat, in welchem Kontext sich diese gut verwirklichen lassen könnten. Dieser Aspekt wird in Kap. 3 vertieft, wobei Befunde der sozialpsychologischen Grundlagenforschung zur Aktivierung und bewussten Steuerung des eigenen Verhaltens zusammengefasst und in Form von Reflexionsübungen praktisch nutzbar gemacht werden.
Kap. 4 gibt im Rahmen eines Phasenmodells des Netzwerkens konkrete Impulse zur „Inventur“ sowie zum Aufbau, zur Pflege und Nutzung des eigenen Netzwerks. Vertiefend gehen wir zudem auf Befunde der Positiven Psychologie ein. Diese demonstrieren, wie der Austausch von Freundlichkeiten und Respekt innerhalb von Teams sich nachhaltig sowohl auf Kognition und Wohlbefinden des Einzelnen als auch auf den objektiven Erfolg von Arbeitsgruppen auswirken. Das essential schließt mit einer Anregung zum Transfer auf individuelle Berufsperspektiven.
Zitate aus diesem Buch:
Sich selbst hingegen hemmungslos positiv zu beschreiben, ist etwas, das aufgrund von kulturellen Bescheidenheitsnormen als unangemessen gilt [siehe Bescheidenheit] und daher manchen Menschen schwerfällt. Als Berufseinsteiger wie in Phasen beruflicher Weiterentwicklung ist man aber in aller Regel darauf angewiesen, sich im wahrsten Sinne des Wortes zu be-werben. Eine hierfür extrem hilfreiche Networking-Übung stellt der Elevator Pitch (De Janasz und Forret 2008; Haas 2014) dar. Im Berufsleben kommt es immer wieder vor, dass man sich von einer Sekunde auf die nächste in einer Situation befindet, die für das eigene berufliche Fortkommen entscheidend sein kann. In solchen Situationen trifft man z. B. unvermittelt auf Personen, die über Einfluss, Kontakte oder Informationen verfügen, die für einen selbst von hoher Wichtigkeit sein könnten. Es ist daher empfehlenswert, auf solche oft unvorhersehbaren Ereignisse vorbereitet zu sein. Die folgende Übung kann Ihnen dabei helfen, indem Sie an Ihrer Selbstdarstellung gegenüber anderen arbeiten. Sie besteht darin, in 30 Sekunden das Wichtigste über sich so zu formulieren, dass man in einem Erstkontakt (z. B. Fahrstuhlfahrt) Interesse weckt. (mehr …)
Inhaltsverzeichnis (Auszug)
- Einleitung
- Konzepte und Befunde der Karriereforschung
- Das Ziel ist der Weg
- Angewandtes Netzwerken
- Literatur
Offizielle Buchbeschreibung
Produktbeschreibungen zu Networking-Kompetenz im Job
Buchrückseite: Die Autoren geben in diesem essential unter Rückgriff auf evolutions- und wirtschaftspsychologische Modelle einen Überblick über Befunde der Karriereforschung, Facetten sozialer Fertigkeit und deren Bedeutung für Networking und Beschäftigungsfähigkeit. Sie fassen Erkenntnisse sozialpsychologischer Studien zur Relevanz persönlicher Ziele und zur aktiven Steuerung eigener Verhaltensmuster praxisnah zusammen und machen sie durch Übungen karrierebezogen nutzbar. Auf Basis eines Phasenmodells geben sie Impulse zu Aufbau, Pflege und Nutzung des eigenen Netzwerks und zeigen, wie sich positive Kommunikation auf den Einzelnen sowie auf den Erfolg von Arbeitsteams auswirkt. Das essential schließen die Autoren mit weiteren Anregungen zum individuellen Praxistransfer.
Der Inhalt:
- Konzepte und Befunde der Karriereforschung
- Zielorientierung als Schlüssel zum Erfolg
- Angewandtes Netzwerken
- Studierende und Absolventen aller Fachrichtungen kurz vor dem Berufseinstieg
- Menschen, die sich in einer Phase der beruflichen (Um-)Orientierung befinden, sowie Selbstständige, Angestellte und Führungskräfte, die sich persönlich und beruflich weiterentwickeln möchten
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Schlagworte: Beziehungskompetenz, Networking-Kompetenz, selbstsicheres Verhalten in Beziehungen