Studie / Experiment zu Sorgerecht-Entscheidung: Insbesondere bei wichtigen Entscheidungen, die auch andere Personen betreffen, erwarten wir von den beteiligten Personen, dass sie die relevante Information möglichst neutral bewerten und sich nicht von irrelevanten Details leiten lassen. Andernfalls würden wir der Entscheidung die Rationalität absprechen. Shafir et al. (1993) legten in einer Studie vielen Versuchsteilnehmern das folgende schwierige Entscheidungsszenario vor:
„Stellen Sie sich vor, Sie sind Mitglied einer Jury, die über das alleinige Sorgerecht eines Elternteils für das einzige Kind zu entscheiden hat. Es ist eine recht feindselige Scheidung der Eltern vorausgegangen. Aufgrund der schwierigen Details des Falles bittet der Familienrichter Sie, nur die folgenden Informationen über die beiden Eltern für Ihre Entscheidung zu berücksichtigen:
- Elternteil A: durchschnittliches Einkommen, durchschnittlicher Gesundheitszustand, normale Arbeitszeiten, recht gute Beziehung zum Kind, relativ stabiles Sozialleben.
- Elternteil B: überdurchschnittliches Einkommen, sehr enge Beziehung zum Kind, sehr aktives Sozialleben, viele berufsbedingte Reisen, leichte Gesundheitsprobleme.
Welchem Elternteil würden Sie das Sorgerecht zusprechen? Bevor Sie weiterlesen, überlegen Sie bitte selbst, welche Entscheidung Sie in diesem Fall treffen würden!“
In der Studie von Shafir et al. (1993) entschied sich die Mehrheit der Probanden (64 %) dafür, das Sorgerecht Elternteil B zuzusprechen.
Im vorliegenden Fall ist es schwierig oder gar unmöglich, eine „korrekte“ Entscheidung zu definieren, da diese Bewertung von der subjektiven Gewichtung der einzelnen Informationen abhängt, die nicht jedermann auf gleiche Weise vornehmen muss.
Der springende Punkt an der genannten Studie ist jedoch der Folgende: Eine andere Gruppe von Versuchsteilnehmern erhielt exakt dieselbe Information, allerdings mit der abschließenden Frage „Welchem Elternteil würden Sie das Sorgerecht verwehren?“ In dieser Versuchsbedingung entschied sich ebenfalls die Mehrheit der Probanden (55 %) für Elternteil B! Exakt dieselbe objektive Information führte also je nach abschließender Frage zu gegensätzlichen Entscheidungen.
Hängen menschliche Entscheidungen von irrelevanten Details – wie im Beispiel von Shafir et al. (1993) von der Fragerichtung – ab? (…)
Quellenangabe: Müsseler, Jochen; Rieger, Martina (Hg.) (2017): Allgemeine Psychologie. 3. Aufl. 2017. Springer-Verlag, Seite 620
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