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Ungebetene Ratschläge – gar nicht erst geben, und: Wie damit umgehen?

Ungebetene Ratschläge vermeiden, Umgang mit ungefragtem Rat (© lassedesignen / Fotolia)

Ungebetene „Gute Ratschläge“ und die Grundsätze konfliktreduzierter Kommunikation

Die meisten Ratschläge sind gut gemeint. Sie entstehen aus dem Bedürfnis zu helfen und wollen dazu beitragen, dass der andere sein Problem löst oder seine Aufgabe bewältigen kann. Manchmal sind sie hilfreich, manchmal nerven sie, sind sogar verletzend und lassen den anderen mutlos oder wütend zurück. Doch solche Szenarien müssen nicht zwingend auftauchen, wenn man ein paar einfache Grundsätze der Kommunikation beachtet.

Das bedeutet, dass aktives Zuhören (siehe auch: Stufen des aktiven Zuhörens) zunächst besser ist, als gleich ein paar Ratschläge bereit zu haben. Möchte man dennoch seinen Rat loswerden, wäre die Nachfrage, ob das denn auch erwünscht sei, sinnvoll. In dem Fall muss man allerdings auch bereit sein, eine Absage in Kauf zu nehmen.

„Danke für den Vorschlag; ich werde darüber nachdenken“Schwieriger wird es bei den ungefragten Ratschlägen, die in manchen Fällen auch noch wenig hilfreich sind. Will man den „Ratgeber“ nicht vor den Kopf stoßen, helfen bestimmte Reaktionen. Man kann sich z.B. bedanken und angeben, dass man über den Vorschlag nachdenken wolle. So verhindert man gleichzeitig, dass über den Inhalt der Botschaft, also den ungebetenen Rat, gestritten wird.

Im Kontext von „Rat-Geben“ spielt auch die Beziehung zwischen den Gesprächspartnern eine Rolle. Von dem einen kann man leichter einen Rat annehmen als von einem anderen. Immer ist auch zu bedenken, dass, wenn um Rat gebeten wird, für den Augenblick ein hierarchisches Verhältnis entsteht.

Warum man selbst so gerne Rat und Empfehlungen gibt

Die meisten Menschen zeigen gerne, dass sie etwas wissen und können und geben – auch ungefragt – ihre Erfahrungen weiter. Sie sind glücklich, wenn sie mit guten Ratschlägen aushelfen können, sei es mit Tipps für die Partnerschaft oder bei Liebeskummer, mit Erziehungstipps, mit gut gemeinten Hinweisen und Tipps für berufliches Weiterkommen oder mit einer kleinen Lebenshilfe.

Ich gebe Ratschläge immer weiter, es ist das einzige, was man damit anfangen kann. – Mark Twain (auch: Oscar Wilde)

Man kann wohl davon ausgehen, dass die Menschen es in diesem Augenblick wirklich gut meinen und glauben, dass sie dem anderen nun geholfen haben. Dabei überschätzen sie sich und ihr Wissen oft (siehe auch: Dunning-Kruger-Effekt). Denn was für den einen gut ist, muss es nicht zwingend für den anderen sein. Und: eigene Erfahrungen lassen sich nicht ohne weiteres auf andere übertragen. Jeder Mensch hat seinen eigenen Hintergrund, hat eigene Erfahrungen in seinem besonderen Lebensumfeld gemacht. Letztlich hat auch jeder seinen eigenen Charakter, seine eigene Denkweise und Lebensart.

Da trifft so mancher gute Rat eben nicht ins Schwarze.

Warum nimmt man so ungern ungebetenen Rat entgegen?

Ratschläge sind auch Schläge, so lautet das Sprichwort, besonders die ungebetenen. Sie werden oft als Grenzverletzung, als Eindringen in die Privatsphäre empfunden. Auch wenn sie noch so gut gemeint sind, scheint in ihnen immer auch ein leiser Vorwurf, ein Tadel am eigenen Verhalten mitzuschwingen (siehe auch Beziehungsohr [sowie Appellohr, Sachohr]).

Ratschläge sind auch SchlägeBesonders am Arbeitsplatz können sie dazu führen, dass der mit einem Rat Bedachte anfängt, seine Kompetenz in Frage gestellt zu glauben. Er hört Kritik, Mängel an seiner Person. Nicht selten kann ein Rat auch als Beleidigung aufgefasst werden.

Auch in Beziehungen sind wohlmeinende Hinweise, Empfehlungen und Vorschläge kein Garant für Harmonie. Wer von seinem Partner ständig Vorschläge hört, wie er etwas besser machen kann, gerät rasch in ein Dilemma. Auf der einen Seite will er sich von seiner besten Seite zeigen und die Angebote des anderen wohlwollend annehmen. Auf der anderen Seite gerät mit jedem Annehmen die persönliche Freiheit ein Stück mehr in Gefahr.

Zu viel „guter Rat“ kann das Gleichgewicht in einer Partnerschaft empfindlich stören und für erhebliche Missstimmung sorgen.

Tipps für „Rat-Geber“

Bei einigen Menschen hat sich mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt, dass auch die besten Ratschläge selten oder gar nicht auf fruchtbaren Boden fallen und dem anderen nicht den erhofften oder gewünschten Nutzen bringen. Im schlimmsten Fall führen sie zu Missstimmungen oder dem Abbruch der Beziehung.

So wenden sie andere Möglichkeiten an, um dem Gesprächspartner ihr Interesse zu signalisieren, wenn dieser ein Problem, eine Notlage oder einfach nur ein unangenehmes Erlebnis schildert.

  • Durch aktives Zuhören konzentrieren sie sich auf das, was der andere mitteilt.
  • Dabei achten sie auf seine Körperhaltung, auf den Tonfall und die Wortwahl. Dadurch können sie seine augenblickliche Gefühlslage besser einschätzen.
  • Mit gezieltem Nachfragen gewinnen sie Einblicke in seine Situation und können entsprechend reagieren.
  • Ratschläge geben sie erst, wenn sie ausdrücklich danach gefragt werden.

Diese Grundzüge des empathischen Verhaltens (siehe empathisch Definition) versprechen eine für beide Seiten befriedigende Kommunikation.

Dabei ist Empathie nicht ausschließlich ein angeborenes Phänomen. Sie ist lern- und trainierbar. Wer sein empathisches Verhalten verbessern möchte, kann sich in verschiedenen Tests ausprobieren, die im Internet angeboten werden.

Ungefragte Ratschläge sind auch Schläge (© WoGi / Fotolia)

Ungefragte Ratschläge sind auch Schläge (© WoGi / Fotolia)

Tipps zum Umgang mit ungebetenen Ratschlägen und notorischen Besserwissern

Manche Menschen geben nicht nur ungefragt Ratschläge, sie tun das auch in einer besserwisserischen Art und Weise, dass man nur noch gereizt, genervt oder wütend werden kann. Da man sich damit aber nichts Gutes tut, sind hier ein paar Anregungen für eine befriedigendere Lösung zusammengestellt.

  • Man kann wie Buddha gelassen und entspannt bleiben, sich innerlich ein Mantra aufsagen und den Besserwisser einfach ignorieren.
  • Oder man geht wie ein Sherlock Holmes auf die Suche nach der Wahrheit und fällt dem vermeintlich Schlaueren mit immer detaillierteren Fragen seinerseits auf die Nerven.
  • Spaßeshalber kann man auch Wetten anbieten, wer denn nun Recht hat oder mit seinem eigenen Wissen den Besserwisser noch übertrumpfen.

So kommt man im Umgang mit ungebetenen Ratschlägen selbst auf seinen Kosten und hat dabei noch Spaß (www.zeitzuleben.de/ueber-den-umgang-mit-besserwissern/).

Ungebetene Ratschläge zur Erziehung von Kindern

In der Erziehung gibt es

  • (a) die willkommenen Ratschläge; konstruktive und fundierte Empfehlungen, die interessierte Eltern in Elternzeitschriften oder auf entsprechenden Internetseiten suchen. Und es gibt
  • (b) ungebetene Ratschläge zur Erziehung von Kindern von Freunden, Verwandten, Bekannten und sogar Fremden, die sich in die Erziehung einmischen. Die betroffenen Eltern fühlen sich beschämt, verstehen es als Kritik und haben das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen. Manche reagieren aggressiv auf diese Art der Einmischung.

Sicher fragen sich auch viele Eltern, wie sie mit diesen ungebetenen Ratschlägen zur Erziehung der eigenen Kinder anders, eventuell entspannter umgehen können und wie sie dieser Situation die Ruhe bewahren können.

Dabei hilft es zu wissen, dass es nicht jedem Ratgeber in Erziehungsfragen zwingend um das Wohl des Kindes gehen muss. So manchem geht es nur um das eigene Wohl. Mit seinem besserwisserischen Gehabe wertet er seine eigene Person auf und bringt damit zum Ausdruck, dass er überhaupt mehr weiß als sein Gegenüber. Nicht selten verteidigt er nur sein eigenes Wertesystem und die eigenen Erziehungsmethoden. Je unsicherer er dabei ist, desto mehr muss er sich anderen aufdrängen. Diese Erkenntnis mag manchem Elternteil helfen, ruhig und entspannt zu bleiben, wenn andere sich aufdrängen.

Zusätzlich hilft es zu analysieren, wie man zum Ratgeber steht und seine Motivation zu hinterfragen.

Mehr zum Thema „Ungefragte Ratschläge“ auf Youtube

Sehr intensiv setzen sich auch Hildegard Nobis „Ratschläge sind auch Schläge“ und Greta Silver „Ratschläge – Fluch oder Segen?“ mit dem Thema auseinander.

YOUTUBE: Ratschläge sind auch Schläge – Ungefragte Ratschläge, ihre Wirkung und Nebenwirkung(en)
(youtube.com/watch?v=2pxGIoWpZ7E)

YOUTUBE: Ungefragter Rat? | Ratschläge klingen immer so gut gemeint und liegen doch so oft daneben. Als sei man zu dumm…
(youtube.com/watch?v=2qVyzeSZqDg)

Zusammenfassung: Ungefragte Ratschläge

  • Das Mantra „Ratschläge sind auch Schläge“ hilft, selbst möglichst auf ungefragte Ratschläge in der Kommunikation zu verzichten.
  • Der Umgang mit ungebetenen Ratschlägen wird einfacher, wenn man sich bewusst macht, dass die meisten „Rat-Geber“ es nur gut meinen, uns helfen wollen, es nicht besser wissen oder können.
  • Ungebetene Ratschläge geschickt und konfliktarm abblocken: „Danke für den Tipp. Ich werde darüber nachdenken.“
  • Machen Sie sich bewusst (gerade im Kontext ungefragter Ratschläge in Bezug auf die Kinder-Erziehung): Häufig bewirbt und verteidigt der Ratgeber nur sein Wertesystem und seine Erziehungsmethoden.
  • Last but not least und generell: Hinweise, Tipps und Vorschläge in der Form von gesendeten „Ich-Botschaften“ funktionieren besser und werden häufiger angenommen („Ich mache das immer so-und-so.“ statt „Du musst das so-und-so machen!“)


Konflikte in der Kommunikation, Reaktanz und Umgang mit Besserwissern
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