Euphemismen / Rhetorische Beschönigungen nutzen
Euphemismus: Umdeuten & Schönerreden
Wer kennt sie nicht noch theoretisch aus dem Deutschunterricht in der Schule: die rhetorischen Figuren. Eine davon ist der Euphemismus – auf einfachem Deutsch „Beschönigung“. Euphemismen als rhetorische Stilmittel haben es in sich. Sie dienen dazu, unbeliebte Meinungen und Standpunkte möglichst diplomatisch zu platzieren, sie helfen, unerwünschte Aussagen des Gegenübers geschickt umzudeuten und abzuschwächen, und sie machen die Sprache schöner, einprägsamer und manchmal auch bildhafter.
„zickig“, „streitsüchtig“ >>> „konfliktfreudig“Einen Begriff wie „Klo“ im geschäftlichen Kontext und feiner Gesellschaft durch „Toilette“, „Bad“ oder „Waschraum“ zu ersetzen, ist für die meisten sicherlich eine Selbstverständlichkeit. Aber haben Sie schon einmal den Vorwurf, jemand wäre „zickig“ oder „streitsüchtig“ durch die Beschreibung „konfliktfreudig“ ersetzt? Sicher: Manchmal muss eine klare Ansage durch einen harten und unbeliebten Ausdruck einfach sein. Doch gerade im Job, in der Politik und generell in sowieso schon konfliktgeladenen Situationen ist es sinnvoll und hilfreich, die Aussage rhetorisch etwas zu beschönigen – und damit nicht zuletzt einen Konfliktpartner zu besänftigen.
Den Anwesenden – so weit sie nur halbwegs sensibel auf die Bedeutung von Begriffen in verschiedenen Situationen sind – wird aus dem Kontext heraus schon klar sein, dass Sie damit nicht unbedingt die positivste Sache beschreiben, und der eine oder andere wird ob Ihrer geschickten Rhetorik sicher schmunzeln. Es geht auch nicht darum, Verwirrung zu stiften oder sich vor einer unbeliebten Aussage in direkter Form zu drücken. Manchmal ist es eben einfach nur (rhetorisch) geschickter, die eine oder andere Aussage etwas zu verpacken bzw. eine entsprechende fremde Aussage rhetorisch umzudeuten und damit abzuschwächen.
In der untenstehenden Tabelle finden Sie nach und nach verschiedene Beispiele, wie solche Umdeutungen, Euphemismen und rhetorischen Beschönigungen aussehen können.
Beispiele für Euphemismen und Abschwächungen
zickig – konfliktstark
patzig – ungeschickt
dumm – bildungsfern
kompliziert – herausfordernd
Problem – Herausforderung
schlecht – nicht optimal
falsch – fragwürdig
Klo – Toilette
billig – günstig
teuer – kostenintensiv
gefällt mir nicht – hatte andere Vorstellung
ist falsch – würde ich gern / noch einmal prüfen
immer – häufig(er)
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Schlagworte: Diplomatie, Rhetorik