Körperkontakte in der Öffentlichkeit: Anzahl der Berührungen hängt stark vom kulturellen Kontext ab
Temperament und Verhalten richtig einschätzen
Ein wesentlicher Unterschied zwischen verschiedenen Kulturkreisen bzw. Subgruppen innerhalb gleicher Kulturkreise besteht in der Häufigkeit von Körperkontakten bei Konversationen. Diese Unterschiede zu kennen, hilft einerseits dabei, als eher reservierter Zeitgenosse in „kontaktfreudigeren“ kulturellen Kontexten nicht nur Berührungen überrascht zu sein und diese möglicherweise falsch zu interpretieren.
Andererseits hilft es Menschen aus kontaktfreudigen Regionen bewusst zu machen, dass es beim Umfang mit Gesprächspartnern aus reservierten Kulturkreisen ratsam sein kann, auf allzu häufige Berührungen zu verzichten und selbst das Ausbleiben solcher Berührungen nicht fehlzuinterpretieren.
Eines von vielen entsprechenden Experimenten wurde von Sidney M. Jourard durchgeführt, der jeweils zwei Personen in Cafés an unterschiedlichen Orten der Welt beobachtete und die durchschnittliche Anzahl von Körperkontakte innerhalb einer Stunde während des Gesprächs zählte. Das Ergebnis: In San Juan (Puerto Rico) gab es 180 Berührungen pro Stunde, in Paris (Frankreich) 110, in Gainsville (USA) 2 und in London 0 Berührungen innerhalb einer Stunde. Fazit: Die Neigung, sich im Rahmen von Konversationen gegenseitig zu berühren, ist außerhalb des eigenen Familienkreis in den verschiedenen Kulturkreisen sehr unterschiedlich und kann daher schnell für Unbehagen oder Missverständnissen führen.
Zusammenfassung
- Die Zahl üblicher Körperkontakte bei Konversationen in der Öffentlichkeit schwankt stark in Abhängigkeit vom Kulturkreis.
- Diese Unterschiede zu kennen erleichtert angepasstes Verhalten und verhindert mögliche Fehlinterpretationen des Verhaltens von Gesprächspartnern.
Schlagworte: interkulturelle Kompetenz, Intra-/Interkulturelle Kompetenz, Körpersprache, nonverbale Sensibilität