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Primacy- und Recency-Effekt

Sollte man seinem ersten Eindruck glauben? (© Bratovanov / Fotolia)

Dominanz des ersten und letzten Eindrucks

Ein hilfreiches Element zum Verständnis von Menschenkenntnis und Fehleinschätzungen von Menschen ist der so genannten Primacy-Effekt. Dieser Effekt beschreibt das Phänomen, dass die erste Information in Folge mehrerer Informationen stärker prägt als die folgenden Informationen.

Dahinter verbirgt sich die empirische Untermauerung einer Beobachtung, die im Volksmund lautet: „Der erste Eindruck zählt“ oder im englischsprachigen Raum: „You never get a second chance to make a first impression“. Das Überwiegen des ersten Eindrucks wird als „Vorrangeffekt“ interpretiert (primacy).

Der erste Eindruck zählt

Die Wirkung des Primacy-Effekts lässt sich an einem einfachen Beispiel verdeutlichen:

  • Eine Person A beschreibt die Person B, oder stellt die Person A einer anderen Person C vor. Dabei nutzt A die folgende Aufzählung von Eigenschaften von B: intelligent, strebsam, ehrgeizig, sparsam, introvertiert, neidisch. Das erste Attribut „intelligent“ prägt dabei tendenziell alle folgenden, d.h. auch ehrgeizig und sparsam stehen nun in einem positiven Licht. Die erste Eigenschaft in der Liste hat einen prägenden Einfluss auf die Eindrucksbildung.
  • Wird die gleiche Person nun mit der Eigenschaften-Liste „neidisch, introvertiert, sparsam, ehrgeizig, strebsam, intelligent“ vorgestellt oder beschrieben, dominiert die negative Besetzung des Wortes „neidisch“ auch die folgenden Merkmale. Introvertiert wird tendenziell als negativ im Sinne von „Eigenbrötler“ interpretiert, aus „sparsam“ wird „geizig“ und aus „ehrgeizig, strebsam“ wird möglicherweise die Unterstellung eines herzlosen Karrieristen.

Wann immer Sie von einer Person unerwartet schnell begeistert sind, macht es Sinn zu hinterfragen, ob hier vielleicht eine Blendung durch den ersten, positiven Eindruck vorliegt und ob Sie vielleicht unbewusst dazu neigen, negative Merkmale zugunsten des ersten Eindrucks zu verdrängen.

Der letzte Eindruck bleibt

Der Primacy-Effekt dominiert unsere Wahrnehmung bzw. Wahrnehmungsverzerrungen. Allerdings erleben Sie in bestimmten Situationen auch das genaue Gegenstück: Der letzte Eindruck zählt. Dieser Effekt wird analog als Recency-Effekt bezeichnet und ist zum Beispiel bei Leistungsbewertungen häufig zu beobachten, wo kürzlich erbrachte Leistungen oder auch Fehler die über einen langen Zeitraum angelegte Bewertung dominieren.

Insgesamt werden also die erste und letzte Information, die man über jemanden erhält, besonders deutlich wahrgenommen. Sie spielen dadurch bei der Urteilsbildung eine besonders wichtige Rolle.

Zusammenfassung

  • Der Primacy-Effekt erklärt bzw. beschreibt das Phänomen, dass die zuerst erhaltene Informationen die Beurteilung verhältnismäßig stark beeinflusst und der erste Eindruck im Sinne eines Vorrangeffekts (primacy) für Bewertungen oft entscheidend ist.
  • Das erste Urteil ist hilfreich, um schnell handlungsfähig zu sein, soll aber hinterfragt werden, wenn es alle anderen Beobachtungen dominiert.
  • Wird eine Bewertung unverhältnismäßig stark oder ausschließlich vom letzten Eindruck oder einem kürzlichen Ereignis beeinflusst und verzerrt, spricht man vom Recency-Effekt.

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