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Stress als Statussymbol – eine überdenkenswürdige Assoziation

Stress als Statussymbol (© Coloures-pic / Fotolia)

Glauben Sie, Erfolg und Stress hängen zusammen?

Ein sensibler Aspekt auf der mentalen Ebene von Stressbewältigungsvermögen ist die Tatsache, dass viele Menschen – vor allem Führungskräfte – Stress als eine Art Statussymbol sehen und behandeln. In ihrem Weltbild ist Stress häufig gleichbedeutend mit „wichtig sein“ und „gebraucht werden“.

Schlimmer noch ist der Irrglaube, erfolgreiche Menschen wären immer gestresst bzw. der gefährliche Umkehrschluss, gestresste Menschen wären meist erfolgreich und wichtig.

Wer sich selbst dabei ertappt, dass er lieber gern zugibt, wie viel Stress er doch derzeit wieder auf Arbeit hat statt sich für mangelhaftes Stressmanagement lieber leise zu schämen, der fällt genau in den genannten Bereich. Hier geht es darum, mit vielen Aufgaben, Verantwortungen und Terminen und dem damit verbundenen Stress zu kokettieren, eben um wichtig, gebraucht und erfolgreich zu scheinen.

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So lange der Stress tatsächlich gar nicht so hoch und unerträglich ist, wie behauptet wird, ist dieses Verhalten sicherlich individuell tragbar. Wer jedoch tatsächlich mit dem hohen Druck, dem Stress und resultierenden Folgen zu kämpfen hat, muss eine Grundsatzentscheidung zu seiner Einstellung zu Stress treffen.

Was genau bedeutet Ihnen Stress?

So lange Stress als etwas Positives oder Notwendiges gesehen wird, um von anderen Respekt und Anerkennung zu bekommen, wird der Stress sich für diese individuelle Person kaum reduzieren lassen.

Wer Stress als Statussymbol und positiven Wert sieht, wird bewust oder unbewusst selbst Hektik erzeugen und verbreiten, um den gewünschten Anschein zu erwecken und die entsprechende Zuschreibung durch andere zu erhalten, man hätte ja wirklich sehr viel Stress um die Ohren… – Hier erklärt sich hektisches, fahriges und auch aggressives Verhalten auf eine Art und Weise, die auf den ersten oder zweiten Blick kaum jemand erkennt. Das ganze ist bewusst gesucht und bewusst arrangiert, um Selbstwert zu spenden und zu steigern (siehe: Selbstwertgefühl aufbauen).

Nur die mentale Sensibilisierung und damit Verkehrung in diesem Fall, dass übermäßiger Stress rein gar nichts mit Status zu tun hat, sondern eine Gefahr für die physische und psychische Gesundheit ist (siehe: ResilienzStressbelastbarkeit), macht eine Reduktion des Stressvolumens und eine Veränderung der Stressstruktur überhaupt möglich. Dies ist die Aufgabe der Sensibilisierung von Stress vs. Status.

Zusammenfassung: Stress als Statussymbol

  • Einige Menschen kokettieren mit Stress und suchen bewusst oder unbewusst Stress und Hektik, um wichtig, gebraucht und erfolgreich zu wirken.
  • So lange Stress auf diese Weise als positiv und nützlich erlebt wird, ist eine ehrlich gewollte und aktiv angegange Stressreduktion unmöglich.
  • Die Sensibilisierung für eine mögliche Assoziation von Stress und Status ist ein essentieller mentaler Ansatzpunkt für ein verbesseres Stressmanagement.

Kurzzitate zum Stichwort: Stressbegriff
Definitionen, Kurzaussagen etc. aus Fachliteratur

Der Stressbegriff hat seit mehr als 40 Jahren eine anhaltende Popularisierung erfahren wie kaum ein anderer Begriff aus den Humanwissenschaften. Vom Stress am Arbeitsplatz, in Schule und Kindergarten über den Leistungs-, Beziehungs- und Freizeitstress bis hin zum Stress im Krankenhaus, im Straßenverkehr und auch im Urlaub gibt es kaum einen Bereich alltäglichen Lebens, der nicht mit diesem Begriff assoziiert wird. »Ich bin gestresst!« ist eine viel gehörte Antwort auf die Frage nach dem Befinden, »Das kommt vom Stress« eine häufige Erklärung für unterschiedlichste Beeinträchtigungen des körperlichen und seelischen Wohlbefindens. Erfreulich an diesem geradezu inflationären Gebrauch des Stressbegriffs ist die darin zum Ausdruck kommende Bereitschaft vieler Menschen, Fragen ihrer Gesundheit bzw. Krankheit zunehmend in Zusammenhang mit ihrer persönlichen Lebenssituation und -gestaltung zu betrachten. Allerdings wird Stress oft zu einseitig als ein »äußeres Übel« (miss)verstanden, dem der einzelne Mensch gewissermaßen wie ein hilfloses Opfer ausgesetzt ist. Auch kann der Hinweis »Ich bin im Stress!« dazu dienen, eigenes Fehlverhalten sich selbst und anderen gegenüber zu entschuldigen und damit einer kritischen Auseinandersetzung mit sich und anderen aus dem Wege zu gehen. Nicht selten schließlich mischt sich in die Klage über ein Zuviel an Stress ein Unterton von Stolz mit ein. Hier wird Stress zu einem Zeichen der Wichtigkeit und Bedeutsamkeit der eigenen Person, zu einem Statussymbol, das Anerkennung von anderen verspricht.

Gefunden auf Seite 15.

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