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Bescheidenheit: Bescheiden sein als Soft Skill?!

Bescheidenheit - bescheiden sein - be humble (© gustavofrazao / Fotolia)

Keine falsche Bescheidenheit im Job!?

„Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.“ Was ist dran an dem oft irrtümlich Wilhelm Busch zugeschriebenen Sprichwort? Und wie sieht es mit dem Bescheiden sein im Berufsleben aus?

Bescheidenheit kann eine Wesensart oder einen Charakterzug des Menschen bezeichnen oder aber nur ein bestimmtes Verhalten. Synonyme für Bescheidenheit sind Genügsamkeit, Anspruchslosigkeit, Einfachheit, Demut – so sagt es die Wikipedia.

Die falsche und die echte Bescheidenheit

Bescheidenheit ist eine Zier. Bescheidene Menschen nehmen sich zurück, verzichten, begnügen sich mit dem, was sie haben, streben nicht nach mehr. Bescheidenheit ist eine Tugend. Wohl zahllose Mädchen bekamen im vergangenen Jahrhundert in ihr Poesiealbum den Spruch geschrieben: „Sei wie das Veilchen im Moose, bescheiden, sittsam und rein, und nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert will sein.“ Bescheidenheit ist eine Tugend, die besonders von der katholischen Kirche gepredigt wird.

Weniger positiv jedoch wird die falsche Bescheidenheit gesehen. Diese kann sich zeigen, wenn Menschen nicht genug Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl haben (vgl. Selbstwertgefühl steigern). Dann reden sie ihre Leistungen klein, sind scharf darauf, Komplimente zu erhaschen (auf Englisch: fishing for compliments), neigen zur Unterwürfigkeit.

Echt bescheidene Menschen dagegen zeichnen sich durch ein hohes Selbstbewusstsein aus. Ein US-amerikanischer Forscher hat über einen längeren Zeitraum überdurchschnittlich erfolgreiche US-Unternehmen untersucht. Bei allen stand eine bestimmte Art von Chef an der Spitze:

„Sie sind zum einen extrem bescheiden aufgetreten, zum anderen verfolgten sie die Ziele ihres Unternehmens sehr konzentriert. Es gab keinen persönlichen Narzissmus, nichts, dass die pure Umsetzung ihres Programms behinderte.“ (berliner-zeitung.de)

Bescheidenheit ist die höchste Form der Arroganz

Der echten Bescheidenheit widerspricht aber auch, wenn Menschen ihre Bescheidenheit wie auf einem Tablett vor sich her tragen, immer wieder betonen, wie bescheiden sie sind, andere wegen ihrer Ansprüche kritisieren. Für solche Handlungsweisen hat ein unbekannter Autor das Zitat „Bescheidenheit ist die höchste Form der Arroganz“ geprägt. In diesem Fall ist die angeblich so tiefe Bescheidenheit nur ein Synonym für Überheblichkeit und Narzissmus und damit das Gegenteil von Bescheidenheit.

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Bescheiden sein kein „Soft Skill“

Bescheidene und genügsame Menschen gelten allgemein als sympathisch, rücksichtsvoll und insgesamt sehr umgänglich. Ganz im Gegenteil zu den Wichtigtuern, die stolz und arrogant mit ihren Taten prahlen. Dabei geht es wie gesagt um die echte und nicht um die aufgesetzte, geheuchelte Bescheidenheit, denn die Grundlage der Bescheidenheit ist Respekt und Freundlichkeit anderen gegenüber. Eigentlich gute Eigenschaften für ein erfolgreiches Berufsleben.

Trotzdem ist die Bescheidenheit kein eigenständiger Bestandteil der „Soft Skills“. Damit sind auf Englisch die persönlichen, sozialen und methodischen Kompetenzen eines Berufstätigen gemeint. Sie lassen sich im Gegensatz zu den „Hard Skills“, den fachlichen Kompetenzen, in Bewerbungsgesprächen schwerer überprüfen. Doch den Unternehmen wird immer wichtiger, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen, die nicht nur fachliche Kenntnisse haben, sondern sich auch durch Selbstvertrauen, Engagement, Belastbarkeit, Teamfähigkeit, Empathie, Stressresistenz und analytische Fähigkeiten auszeichnen, um nur einige Soft Skills zu nennen.

Hart arbeiten und bescheiden sein bzw. bleiben (© bernardojbp / Fotolia)

Hart arbeiten und bescheiden sein bzw. bleiben (© bernardojbp / Fotolia)

Wie gesagt: Bescheiden sein wird selten ausdrücklich genannt, wenn Soft Skills aufgelistet werden (siehe auch unsere Soft Skills Liste). Trotzdem stellt der Bonner Arbeits- und Wirtschaftspsychologe Prof. Dr. Gerhard Blickle fest: „Bescheidenheit kommt bei Vorgesetzten gut an.“ Er stützt sich dabei auf eine Studie, bei der 340 Fachhochschul- und Universitätsabsolventen fünf Jahre nach dem Start ins Berufsleben mehrmals befragt wurden. Denjenigen Berufsanfänger, die bescheidener auftraten, gelang es, besser Kontakte zu Mentoren und Vorgesetzten zu knüpfen, auf ihre Unterstützung bauen und damit Grundlagen für ihre Karriere zu legen. Professor Blickle rät: „Lassen Sie Ihre Leistungen für sich sprechen.“ (uni-bonn.de/neues/127-2009)

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Bescheidenheit kann dem Erfolg im Wege stehen

Doch das genügt anderen Berufs-Experten nicht. Sie sind der Meinung, dass Leistungen allein nicht für sich selbst sprechen können. Wer zu bescheiden auftritt, wird oft von forscher auftretenden Kollegen überholt. Eine Studie der US-amerikanischen Brown University ergab, dass Angeber von ihren Mitmenschen zwar für weniger moralisch gehalten werden, aber auch für kompetenter (karrierebibel.de/eigenlob-falsche-bescheidenheit/).

In einer Umfrage des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater hielten 28 Prozent falsche Bescheidenheit sogar für einen der Top-10-Karrierekiller (focus.de). Oft klagen Mitarbeiter, dass ihre Arbeit nicht gewürdigt, sie bei Beförderungen und Gehaltserhöhungen übergangen werden. Während der vorlaute Kollege vom Vorgesetzten für ein Projekt überschwänglich gelobt wird, bleiben für den bescheideneren, der aber den Großteil der Arbeit geleistet hat, nur magere Worte. Ständig sitzt die stille, bescheidene Sekretärin im Büro und macht Überstunden, während alle anderen längst zu Hause sind. Wer sich all das gefallen lässt, zieht im Berufsleben den Kürzeren.

Bescheiden sein: Wie wenig man zum glücklichen Leben wirklich braucht | "Die Kunst der Bescheidenheit" von Michael Korth (Amazon)

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Nicht zu bescheiden sein – Wege für ein gutes Selbstmarketing

Das Sprichwort „Eigenlob stinkt“ gilt im Beruf also nicht uneingeschränkt. Mitarbeiter haben nichts von tiefer Bescheidenheit. Sie müssen lernen, sich selbst verkaufen, sollten dabei aber nicht schamlos übertreiben. Auf den Mittelweg kommt es also an. Ein gesundes Selbstmarketing bedeutet, die Besonderheiten und Fähigkeiten der eigenen Person sichtbar zu machen. Die Hamburger Karriereberaterin Ragnhild Struss sagt: „Wer immer nur bescheiden im Hintergrund bleibt, gilt schnell als zu wenig engagiert.“ (stellenmarkt.faz.net/karriere-lounge/) Bewährte Wege für ein gutes Selbstmarketing: Gegenüber dem Chef regelmäßig Zwischenberichte abliefern und über Fortschritte berichten. In Meetings und gerade auch bei Brainstormings frische Ideen einbringen und das eigene Wissen an Kollegen weitergeben oder ihnen helfen. Also: Ein bisschen Klappern gehört zum Handwerk.

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