Inhaltsverzeichnis
- Agile Coaching – Was bedeutet das?
- Agilität in Unternehmen
- Was sind agile Methoden?
- Welche Kompetenzen brauchen Agile Coaches?
- Die Rolle des Coachs im Umfeld von Agilität
- Die einzelnen Aufgabengebiete im agilen Coaching
- Was zeichnet die Agile Coaching Zertifizierungen der Scrum Alliance aus?
- Scrum Master und Agile Coach – Wo ist der Unterschied? Was unterscheidet die Rollen in der Praxis?
Agile Coaching – Was bedeutet das?
Agile Coaching richtet sich an Mitarbeiter, Teams, Führungskräfte und Organisationen. Mit bestimmten Techniken werden die Teilnehmenden befähigt, aus sich selbst heraus auf komplexe Anforderungen von außen zeitnah zu reagieren und die nötigen Veränderungen zu bewältigen. Dabei gelten die gleichen Regeln wie bei anderen Coaching-Arten: Das Ziel im Coaching ist die Hilfe zur Selbsthilfe, um agile Lösungen für ihre Arbeit zu finden.
Agilität gilt heute als Schlüsselkompetenz für Unternehmen. Sie beschreibt, wie schnell ein Unternehmen auf Veränderungen im Markt reagieren kann. Es bedeutet, dass es reaktiv, flexibel und anpassungsfähig sein muss. Doch damit allein ist Agilität nicht beschrieben. Ein agiles Unternehmen muss gleichzeitig auch proaktiv, initiativ und antizipativ handeln und in seiner Organisation so aufgestellt sein, dass Veränderungen in kürzester Zeit vorgenommen werden können.
Unternehmen, die sich in Richtung Agilität entwickeln wollen, müssen die zu verändernden Bereiche identifizieren und Veränderungen schrittweise in einer Art Salamitaktik umsetzen. Veränderungsprozesse können sich auf grundlegende Arbeitsweisen beziehen, das Mindset, Werkzeuge oder Rollen betreffen. Dabei steht der agile Coach beratend und unterstützend zur Seite.
Agiles Coaching kann je nach Kontext und Bedarf Coaching, Training oder Beratung sein. Das ideale Coaching für den Veränderungsprozess ist eine Mischung aus allen drei Komponenten.
- Aufgabe des Coachs ist, einmal zu erkennen, ob Bedarf an Wissensvermittlung besteht. Dann ist er mehr als Trainer tätig.
- Ist es nötig, die Lösung vorzugeben, wird er zum Berater.
- Sind seine Kunden auf dem Weg, die Lösung selbst zu finden, ist er als Coach unterstützend zur Seite.
Ein gutes Coaching zeichnet sich dadurch aus, dass der Coach erkennt, wann er welche Rolle und welche Methode einsetzen muss.
Agilität in Unternehmen
Unternehmen sind dann als agil zu bezeichnen, wenn sie eine Kultur leben, die auf permanente Weiterentwicklung eingestellt ist und diese in allen Fachbereichen fördert.
Das AGIL-Schema besteht bereits seit den 1950er Jahren. Daraus entwickelten sich um 1990 die ersten agilen Methoden, die 2001 im Agilen Manifest mündeten. Spätestens 2013 war Agilität im Business Mainstream angekommen.
Das Agil-Schema des amerikanischen Soziologen Talcott Parsons:
- Adaption – auf Bedingungen von außen reagieren
- Goal Attainment – einheitliche Ziele gemeinsam verfolgen
- Integration – Gemeinschaft erschaffen
- Latency – das interne Wertesystem aufrecht erhalten
Die digitale Transformation hat das Marktgeschehen wesentlich dynamischer und komplexer gemacht. Unternehmen, die unter stabilen Rahmenbedingungen erfolgreich geworden sind, müssen erkennen, dass sie auf diese Dynamik nicht mehr angemessen reagieren können. Die Formel für diese „veraltete“ Stabilität lautet SSEE: stabil, sicher, einfach und eindeutig. Heutige Rahmen- und Umweltbedingungen können besser mit VUKA, volatil, unsicher, komplex und ambivalent beschrieben werden.
Durch die Digitalisierung und die zunehmende vernetzte Wertschöpfung sind Unternehmen gezwungen, umzudenken und in agilen Anwendungen zu handeln. Dazu brauchen sie agile Kompetenzen, Prinzipien und Werte und zur Umsetzung agile Methoden.
Agile Werte sind dabei der Grundstein für den Aufbau agiler Unternehmensstrukturen. Darunter ist die Offenheit im Informationsfluss, die Bereitschaft, Wissen ständig zu erneuern und die Selbstverpflichtung zu selbstverantwortlichem und verbindlichem Handeln zu verstehen. Dazu gehört auch der Mut, Neues zu erforschen und auszuprobieren und andere Mitarbeiter dazu zu ermutigen. Diverse Meinungen werden als Bereicherung wahrgenommen. Der Fokus ist auf wenige Arbeiten gerichtet, die effizient und konzentriert erledigt werden. Diese Werte sind die Basis, auf denen sich agile Prinzipien aufbauen. Dazu gehören:
- Kundenzentrierung
- Bevollmächtigte und cross-funktionale Teams, die Strukturen sind dezentralisiert, was den einzelnen Mitarbeitern mehr Autonomie verschafft; ein agiles Management stellt sicher, dass alle auf das gleiche Ziel hinarbeiten
- Bedingt durch den Faktor „Unsicherheit“ findet mehr Überprüfung und ständige Anpassung statt
- Takt und Kontinuität; ein fest etablierter Rhythmus synchronisiert die Zusammenarbeit
- Gemeinsame Leitbilder, Visionen, Werte und Zielvorstellungen als Basis
Basierend auf den Werten und den Prinzipien lassen sich agile Methoden für Unternehmen konstruieren.
Was sind agile Methoden?
Agile Methoden für bessere und schnellere Teamarbeit:
- Scrum
- Design Thinking
- das Modell zur Zusammenarbeit DevOps
- Kanban als Methode der Produktionsprozesssteuerung
- Bestimmte Organisations- und Arbeitsablaufmuster als Agile Frameworks
In der Praxis haben sich zwölf Methoden herauskristallisiert, die sich positiv auf die Teamarbeit auswirken können:
- arbeiten mit Scrum-Boards
- visualisieren
- den Arbeitstag mit „Stand-ups“ beginnen
- regelmäßige Retrospektiven
- Teams nach Aufgaben organisieren
- gemeinsam Regeln der Zusammenarbeit entwickeln
- wöchentliche Barcamps-Meeting
- mit Intranet arbeiten
- „Red Dot“ Gespräche führen zur Klärung bei Unstimmigkeiten
- cross-funktionale Teams bilden
- Raum schaffen für Begegnungen
- Kanban Boards für die Teamarbeit
Welche Kompetenzen brauchen Agile Coaches?
Grundlegende Voraussetzungen für diese Tätigkeit sind einmal Erfahrungen im agilen Business und zum anderen Erfahrungen im Coaching. Siehe auch: https://agile.coach/de/wissen/agile-coach-was-heisst-das/. Ein agiler Coach muss auch ein vertieftes Fachwissen in Technik und Digitalisierung und im Business haben und wissen, wie Transformationsprozesse ablaufen können. Neben Fachwissen sind Kenntnisse im Mentoring, im Teaching, im professionellen Coaching und in der Facilitation gefragt.
Er braucht vor allem Sicherheit im Umgang mit Menschen, soziale Fähigkeiten, Redegewandtheit und ein hohes Maß an Empathie. Seine Teamfähigkeiten sind grundlegende Voraussetzung. Bei den Methoden zur Entscheidungsfindung ist seine kreative Kompetenz gefragt.
Er muss gut beobachten und ebenso gut zuhören und auf die Belange seiner Teammitglieder eingehen können. Ein gewisses Maß an pädagogischem Geschick ist von Bedeutung, da auch eher inkompetente Menschen von der Wichtigkeit bestimmter Veränderungen überzeugt werden sollen. Bei allem muss er authentisch bleiben.
Er sollte ein sicheres Gefühl haben, wenn es um Organisation und Strukturierung geht. Für diesen Bereich eignen sich perfektionistische Menschen gut, sie müssen sich aber zurückhalten, wenn Teammitglieder auf dem Weg sind, ihre eigenen Lösungen zu finden.
Ein guter Coach lernt nie aus. Er ist immer bereit, sich weiterzuentwickeln und Neues zu lernen.
Die Rolle des Coachs im Umfeld von Agilität
Der agile Coach ist in verschiedenen Tätigkeitsfeldern unterwegs. Er ist Unternehmensberater, Lehrer, Mentor und Business Coach. Er hat technisches und unternehmerisches Wissen, ist Organisationsentwickler und hilft als Facilitator, dass Gruppen besser zusammenarbeiten können. Seinen Klienten gegenüber ist er Visionär, Partner, Beobachter, Berater, Experte und Trainer.
In seinen Trainings vermittelt er Wissen, Werte und Prinzipien und schult seine Teammitglieder in diversen Methoden. In seiner Tätigkeit als Unternehmensberater kann er Empfehlungen für reale Probleme abgeben und konkrete Fragen zu Prozessen und Arbeitsabläufen beantworten. Als Coach begleitet und fördert er sein Team und einzelne Mitglieder.
Das agile Coaching kann sich auf ein Team beschränken, es kann teamübergreifend stattfinden oder eine Tätigkeit auf der Ebene des Topmanagements oder des mittleren Managements sein.
Die einzelnen Aufgabengebiete im agilen Coaching
Sind Coaching-Aktivitäten auf ein Team beschränkt, besteht die Aufgabe des Coachs darin, dieses Team auf bei der Annahme und Durchführung von agilen Prozessen zu unterstützen. Die Arbeit auf Unternehmensebene schließt das Implementieren von agilen Strukturen, Prozessen und Praktiken für die gesamte Organisation mit ein. Dabei spielt auch die Synchronisation verschiedener Teams, die alle am gemeinsamen Ziel arbeiten, eine Rolle.
Für die Arbeit in den einzelnen Teams ist eine gemeinsame Kommunikation nötig. Der Coach schafft hier die Basis, auf der sich alle verständigen können und Gesagtes allseits verstanden wird. Er macht im Team die Sicht des Kunden deutlich und bietet Formate an, mit denen den Teammitgliedern diese Sicht verdeutlicht wird. Er zeigt auch, wie und mit welchen Methoden Kunden aktiv in die Leistungserstellung einbezogen werden können.
Agiles Coaching kann speziell in Innovationsteams, in IT- und Softwareteams, in Dienstleistungs- und Serviceteams oder auf der gesamten Unternehmensebene eingesetzt werden.
Was zeichnet die Agile Coaching Zertifizierungen der Scrum Alliance aus?
Die Scrum Alliance setzt klare Voraussetzungen für die Bewerbung zur Zertifizierung.
- Gefordert ist eine gewisse Anzahl von Coaching-Stunden.
- Der Bewerber muss schriftlich erklären, was ihn als Coach auszeichnet.
- Die Zertifizierung ist ganz bewusst an kein Ausbildungsprogramm gekoppelt.
- Der Fokus liegt auf den Bereichen Mindset, Kompetenzen und Spezialgebiete.
- Der Bewerber benötigt Referenzen und Empfehlungen von Menschen, mit denen er gearbeitet hat.
Gefordert ist einmal eine Empfehlung von seinem Mentor und dann mindestens zwei Referenzen aus Unternehmen. Vorrangig geht es bei der Überprüfung darum, ob jemand in der Lage ist, seinen eigenen Stil herauszustellen.
Scrum Master und Agile Coach – Wo ist der Unterschied? Was unterscheidet die Rollen in der Praxis?
Scrum Master und agile Coaches scheinen auf den ersten Blick ähnliche Rollen zu haben. Dennoch sind Zielsetzung und Blickwinkel etwas anders ausgerichtet.
Die Rolle des Scrum Masters ist im Scrum Guide klar definiert. Seine Aufgabe besteht darin, sein Team so zu unterstützen, dass es mit optimaler Leistung arbeiten kann. Er ist dabei in Kontakt mit Stakeholdern und Product Ownern, ist aber im Kern seiner Tätigkeit auf die Arbeit für sein Team fokussiert.
Der agile Coach ist wesentlich breiter aufgestellt. Für ihn steht die Organisation im Mittelpunkt. Auf seinem Weg, die agile Transformation zu begleiten, arbeitet er auch mit anderen Ebenen zusammen. Er tauscht sich zum Beispiel mit dem Management über Transformationsprozesse aus, während der Scrum Master eher nur auf Team-Ebene auftritt.
Wie wird man agiler Coach?
Agiles Coaching kann zum Beispiel in einem Kurs an Fernhochschulen gelernt werden. Die Angebote richten sich an Teamleiter und Personalleiter aus allen Branchen, die ihre Kompetenzen erweitern wollen (vgl. auch: Fähigkeit vs. Kompetenz). Angesprochen sind auch Scrum Master, die ihre Coaching-Fähigkeiten erweitern wollen und Business Coaches, die in das Agile Coaching einsteigen und mehr über Agile Projektarbeit erfahren wollen. Ziel des Studiums ist die Befähigung, Teams oder Einzelpersonen Arbeitsweisen mit verschiedenen Techniken zu vermitteln.
Inhalte und Schwerpunkte im Studium:
• agile Methoden kennen und anwenden
• verschiedene Rollen
• wie entwickeln sich Teams in agilen Projekten?
• wie funktioniert die Teamentwicklung?
• Grundlagen des Coachings
• Methoden im Coaching
• die Besonderheiten des Coachings im agilen Kontext
• Methoden zur Entscheidungsfindung
• die nötigen Kompetenzen für die Entwicklung agiler Rollen
• Rolle und Funktion agiler Coaches
Der Kurs in dem oben genannten Beispiel dauert sechs Monate und schließt mit dem „Expert in Agile Coaching“. Als Prüfungsleistung wird eine Fallstudie bearbeitet.
Videos auf YouTube
Quellen und weiterführende Ressourcen
- https://www.it-agile.de/agiles-wissen/agile-coaching/was-ist-agile-coaching/
- https://digitaleneuordnung.de/blog/was-ist-agilitaet/
- https://organisationsberatung.net/agile-methoden/
- https://www.haufe.de/personal/hr-management/agile-methoden-definition-und-ueberblick_80_428832.html
- https://www.agile-heroes.de/magazine/guter-agile-coach/
- https://www.veraenderungskraft.de/definition-agile-coach/
- https://digitaleneuordnung.de/blog/agiler-coach/
- https://enablechange.de/2021/02/15/ein-lernpfad-fuer-besseres-agile-coaching-agile-coaching-zertifizierungen-der-scrum-alliance/
- https://praxistipps.chip.de/scrum-vs-agile-das-ist-der-unterschied_132038
- https://agilescrumgroup.de/scrum-master-aufgaben/
- https://agilescrumgroup.de/scrum-master-vs-agile-coach/
- https://akademie.spiegel.de/kurse/psychology-communication/agiles-coaching
- https://www.judithandresen.com/termine/agile-coach-ausbildung/
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