Nobody is perfect. Das gilt auch für die Chefin und den Chef und überhaupt alle Führungskräfte in Unternehmen und Behörden. Deshalb sollten auch sie sich – wie jeder im Beruf Stehende – ständig weiterbilden. Führungskräftecoaching („Coaching für Führungskräfte“) lautet hier das Zauberwort. Es gibt kaum noch ein Großunternehmen in Deutschland, das nicht auf diese Methode der Führungskräfteentwicklung setzt, um sein leitendes Personal auf Vordermann zu bringen. Und auch immer mehr Privatpersonen lassen sich coachen, um ihre Aufgaben im Job besser zu erfüllen, ihre Karriere zu entwickeln und so in ihre Zukunft zu investieren.
Doch was bedeutet Coaching für Führungskräfte überhaupt? Der Begriff Coaching kommt ursprünglich aus dem Sport. Der Coach oder Trainer arbeitet daran, den Sportler zu Spitzenleistungen zu führen, seine Kräfte zu wecken, indem er ihn mental und psychologisch betreut. Auch beim Führungskräfte-Coaching geht es um einen persönlichen Prozess zwischen dem Coach und dem Klienten mit dem Ziel, dass sich der Klient weiterentwickelt. Er soll blockierende Denk- und Verhaltensmuster erkennen, sich neu ausrichten und eigenständige Lösungen finden (de.wikipedia.org/wiki/Coaching#Coaching_im_Management).
Immer mehr Unternehmen setzen auf Coaching für Führungskräfte
Die Marburger Coaching-Studie, die seit 2009 durchgeführt wird, stellt fest, dass vor allem Manager auf mittlerer Ebene und an der Spitze von Unternehmen Coaching-Angebote nutzen, um das eigene Führungs- und Problemlösungsverhalten zu analysieren und letztlich zu verbessern. Leitende Mitarbeiter lassen sich aber auch coachen, wenn neue Aufgaben zu erfüllen sind, beispielsweise eine Versetzung an einen anderen Standort im Unternehmen ansteht. In der letzten Studie von 2016 stellten die Marburger Wissenschaftler fest, dass mehr als 60 Prozent der von ihnen befragten Unternehmen einen eigenen Coaching-Pool verwalten, der meist aus externen und internen Coaches besteht, die die Führungskräfteentwicklung im Unternehmen vorantreiben sollen.
Darüber hinaus aber wird das Coaching für Führungskräfte in Deutschland von zahlreichen Einzelpersonen, privaten Instituten und Business-Schools angeboten. Nach Schätzungen bieten rund 35000 Coaches in Deutschland ihre Dienste an. Laut einer Marktanalyse des Deutschen Bundesverbands Coaching e.V. (DBVC, www.dbvc.de), mit 403 Mitgliedern der größte von mehr als 20 Coaching-Verbänden deutschlandweit, waren 2011 rund 8000 Business Coaches tätig. Tendenz steigend, denn der DBVC geht davon aus, dass der Coaching-Markt jährlich um fünf bis zehn Prozent wächst. Kein Wunder: die Fähigkeiten zur professionellen Führung sind eben nicht angeboren, die Anforderungen werden in einer komplexer werdenden Welt immer höher und so nutzen viele Manager eben professionelle Hilfe und Beratung, um ihre Führungsskills (siehe Führungsqualitäten) gezielt zu entwickeln.
Da der Beruf nicht geschützt ist, kann sich jeder als Lebens- und Karriereberater bezeichnen und Seminare zur Führungskräfteentwicklung anbieten. Christopher Rauen, 1. Vorsitzender des Vorstands des DBVC: „Bisher ist die Coaching-Branche in Deutschland noch unübersichtlich. Wir arbeiten an einer Professionalisierung und einer Förderung und Entwicklung des Coachings in Praxis, Forschung und Lehre, haben uns Aus-, Fort- und Weiterbildung von Coaches zur Aufgabe gemacht.“ Das bedeutet auch, dass der Verband für Coaching-Qualitätsstandards kämpft.
Auch die Stiftung Warentest hat einen Kriterienkatalog erarbeitet, was gutes Coaching für Führungskräfte ausmacht, welche Voraussetzungen ein Coach erfüllen sollte. Beispielsweise sollte er eine Ausbildungszeit von mindestens einem Jahr absolviert haben (test.de/Coaching-Lehrgaenge-Coachen-will-gelernt-sein-4604619-0/). Die Warentester fordern, eine einheitliche Ausbildung einzuführen, in der die künftigen Coaches Rollenkonzepte, Psychologie und ihre eigene Kompetenz kennenlernen. Sogar Grundlagen eines Studiums der Psychologie, Sozial- und Wirtschaftswissenschaft werden gefordert.
Bisher wird die Ausbildung zum Coach für einen Zeitraum zwischen vier Wochen und zwei Jahren angeboten, kann zwischen 300 und 17000 Euro kosten. Selbst an der Universität kann man sich zum Coach ausbilden lassen, so im Institut artop, das zur Berliner Humboldt-Uni gehört (www.artop.de).
Was kostet das Coaching?
Führungskräfte-Coaching ist nicht gerade ein Schnäppchen. Laut DBVC sind 150 bis 350 Euro Honorar für eine Stunde üblich. Im Durchschnitt besteht ein Coaching-Prozess aus sechs bis 12 Terminen, da kommen pro Klient schon Tausende Euro zusammen. Viel Geld also, das sich die Unternehmen für ihre Führungskräfteentwicklung, Personalentwicklung und Management-Beratung kosten lassen.
Dafür können sich die Manager sowohl in Fach-, aber auch Soft-Skill-Themen schulen lassen. Ein Beispiel ist die Haufe Akademie, die sich selbst als „führendes, bundesweit agierendes Weiterbildungsunternehmen“ bezeichnet (haufe-akademie.de). Sie besteht seit 1978, hat inzwischen Filialen in rund 70 Städten deutschlandweit. Sie bietet Führungskräfte Coaching zu 1000 verschiedenen Themen an. Das reicht von A wie „Arbeitsrecht für Führungskräfte“ bis Z wie „Zeit- und Selbstmanagement für Führungskräfte“. Bei der Haufe Akademie können die Klienten aber auch üben, wie man Mitarbeiter motiviert, professionell kommuniziert oder als weibliche Führungskraft erfolgreich auftritt. Die Kursliste für Führungskräftecoaching im weiteren Sinne im Internet ist sechs Seiten lang.
Führungskräftecoaching: Von Vorträgen bis zum Rollenspiel
Während des Führungskräftecoachings werden die Inhalte mit zahlreichen Methoden wie zum Beispiel Gesprächs- und Fragetechniken, in Vorträgen, bei Gruppen- und Einzelübungen und Diskussionen vermittelt. Dabei sollte ein guter Coach dem Klienten nicht den Lösungsansatz vorgeben, sondern ihn eigenständige Lösungen für seine Probleme finden helfen, die er dann in der täglichen Arbeit leicht umsetzen kann.
Das zeigt das YouTube-Video „Coaching Führungskräfte“ vom BildungsInstitut (www.youtube.com/watch?v=nF_3CbmVy98). Da sitzt der Chef seinem Arbeitnehmer gegenüber. Der teilt ihm mit, dass er trotz des seit Monaten feststehenden Dienstplans ab kommende Woche nur noch nachmittags arbeiten kann, weil er zu Hause die Kinder betreuen muss. Zunächst drückt der Chef seinen Unwillen aus, kann dem Mitarbeiter aber nicht klar seine Position vermitteln. Erst als der Coach vorschlägt, die Rollen zu tauschen, erkennt der Chef, der nun in die Rolle des Arbeitnehmers geschlüpft ist, dass er im Sinne seines Betriebes klare Anweisungen geben muss. Der Arbeitgeber darf nur dann nachmittags arbeiten, wenn er einen Kollegen findet, der mit ihm den Dienst tauscht. Bei der kommenden Dienstplanung sollen dann die Wünsche des Kollegen berücksichtigt werden. Beide Seite, Führungskraft und Arbeitnehmer, gehen dank des Coachings für Führungskräfte zufrieden aus dem Gespräch.
Was bringt das Coaching für die Führungskräfteentwicklung?
Christopher Rauen zum Führungskräftecoaching: „Gute Coaches beherrschen ein breites Methodenspektrum und erweitern ihr Instrumentarium stetig auf Basis von Selbstreflexionen und Weiterbildungen. Entscheidend für den Erfolg des Coachings ist jedoch, ob der Coach in der Lage ist, die zur jeweiligen Situation passenden Methoden ableiten zu können, was zusätzlicher diagnostischer Fähigkeiten und Kenntnisse bedarf.“
Die aktuelle Coaching-Forschung beschäftigt sich intensiv mit den Wirksamkeitsfaktoren von Coaching. Dabei ist weitestgehend anerkannt, dass Coaching wirkt. Laut der International Coach Federation berichten 68 Prozent der befragten Teilnehmer von Führungskräftecoaching über erhöhte Selbsterkenntnis, 62 Prozent über effektivere Zielsetzung und 57 Prozent über weniger Stress (coachfederation.org).
Zufrieden mit ihrem Coaching für Führungskräfte sind auch zwei Klienten, die an Seminaren der Haufe Akademie teilgenommen haben. Heiko Kaiser von Thyssen Krupp schreibt als Fazit: „Der Referent verfügt über eine sehr hohe Fachkompetenz. Die Inhalte werden im Zusammenspiel mit einem abwechslungsreichen Tagesablauf, praktischen Übungen und Gruppenarbeiten sehr gut vermittelt.“
Und Jennifer Schmitt-Pawlak von der Schufa in Wiesbaden stellt fest: „Durch die Impulse aus dem Praxisworkshop sind meine Gespräche sehr viel zielführender und unsere regelmäßigen Meetings kürzer und ‚einfacher‘ geworden. Außerdem habe ich jetzt mehr Sicherheit im Vortragen und in der Gesprächsführung. Es war eine echte Wohltat beim Praxisworkshop mitgemacht zu haben.“
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