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Was versteht man eigentlich unter... Soziales Lernen?
Soziales Lernen findet jeden Tag und bei Menschen aller Altersklassen statt. Natürlich sind Kinder, Kleinkinder und solche im Bereich der Grundschule, noch besonders formbar im Bereich des sozialen Lernens. Wenn wir von sozialem Lernen sprechen, können damit unterschiedliche Definitionen gemeint sein. Die Sozialpädagogik setzt bei der entsprechenden Definition andere Schwerpunkte als die Psychologie. Im Folgenden sollen Unterschiede der beiden Ansätze näher erläutert werden.
Soziales Lernen aus Sicht der Sozialpädagogik
Wenn Sozialpädagogen von „sozialem Lernen“ sprechen, meinen sie im weitesten Sinne den Erwerb der so genannten sozialen Kompetenzen (vgl. Soziale Fertigkeiten / Sozial Kompetenz). Die Definition versteht soziale Kompetenzen dabei als Summe aller Eigenschaften, die es einem Menschen ermöglichen, konstruktiv an der Gesellschaft teilzuhaben und mit anderen Menschen im sozialen Umfeld gut auszukommen, um eigene Ziele erreichen zu können und zum sozialen Wohl aller beizutragen.
Damit dies gelingen kann, müssen zahlreiche Einzelkompetenzen erworben werden. Hierbei sind vor allem die Wahrnehmungskompetenz, die Fähigkeit zur zielgerichteten Kommunikation und Kooperations- und Konfliktfähigkeit gemeint. Auch Empathie und Zivilcourage werden den Kompetenzen zugerechnet, die ein Mensch im Laufe seines Lebens im Idealfall zunehmend erwirbt und im Alltag produktiv einsetzen kann. Als Ziel gilt dabei die so genannte soziale Antizipation. Soziale Antizipation meint dabei jene Fähigkeit, die es einem Menschen ermöglicht, ein vermutlich eintretendes Ereignis gedanklich vorwegzunehmen, zu antizipieren. Wer also die Reaktion anderer Menschen auf das eigene Verhalten gedanklich realistisch einschätzen kann und entsprechend agiert, leistet soziale Antizipation.
Soziales Lernen nach dem Verständnis der Sozialpädagogik findet in erster Linie in sozialen Gruppen statt. Allgemeine Ziele sind die Entwicklung emotionaler Kompetenzen, was auch beinhaltet, andere Menschen in ihrer individuellen Art, mit ihren individuellen Kompetenzen und Grenzen zu akzeptieren. So fördert soziales Lernen auch das Demokratieverständnis und damit die Friedenserziehung.
Soziales Lernen im Sinne der Psychologie
Während soziales Lernen im sozialpädagogischen Sinne eher das Erlernen sozialer Kompetenzen meint, versteht die Psychologie unter sozialem Lernen das Lernen am Modell. Ein Mensch beobachtet also ein Modell in Form eines anderen Menschen, der ein bestimmtes Verhalten zeigt. Man spricht hierbei auch vom so genannten Beobachtungslernen. Aus der Beobachtung des jeweiligen Modells leitet der lernende Mensch Impulse für sein eigenes Verhalten ab und zeigt entsprechende Verhaltensweisen, auch ohne dass er diese vorher selbst ausgeführt hätte. Damit betont die Psychologie beim sozialen Lernen besonders die kognitiven Prozesse, die während des Lernvorgangs im Gehirn ablaufen.
Damit stellt diese Auffassung vom sozialen Lernen eine deutliche Gegenposition vom Behaviorismus dar. Der Behaviorismus geht davon aus, dass Lernen die eigene Ausführung von bestimmten Verhaltensweisen zwingend voraussetzt und diese dann eine entsprechende Verstärkung benötigen. Die Theorie des sozialen Lernens, wonach nicht die eigene Ausführung eines bestimmten Verhaltens samt seiner Verstärkung, sondern die Beobachtung des sozialen Umfelds als Modell entscheidend für Lernprozesse sind, ist ursprünglich eng mit dem Namen Albert Bandura verbunden. Bandura führte seinerzeit Studien mit Kindern im Alter der Grundschule durch, die bis heute als Argument gegen gewaltverherrlichende Darstellungen fungieren.
Bandura leitete die so genannten Bobo-Doll-Studien. Dabei erlebten Kinder Modelle, die eine Puppe sehr aggressiv behandelten. Die Kinder hatten dieses Verhalten selbst bis dahin nicht gezeigt und also auch keine entsprechenden Verstärker für dieses Verhalten erlebt. Die Studie erbrachte aber, dass die Kinder am Modell das aggressive Verhalten lernten und dieses zu einem späteren Zeitpunkt der Studie dann auch selbst zeigten. Basierend auf dieser Studie lassen sich beispielsweise gewaltverherrlichende Medien als Ursache für Gewalt unter Kindern kritisieren, wenn diese ungefiltert Zugang zu entsprechenden Darstellungen haben.
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