Initiative und Ausdauer als Soft Skill spiegeln die persönliche Bereitschaft und Fähigkeit wieder,
- Aktionen und Prozesse proaktiv und selbstbestimmt anzustoßen und
- Maßnahmen umzusetzen, Aufgaben zu bearbeiten und Projekte durchzuführen auch gegen Widerstände und
- beides über einen längeren Zeitraum hinweg bis zur Generierung von Ergebnissen durchzuhalten.
Initiative und Ausdauer nehmen als Soft Skill in meinem Modell von Soft Skills eine gewisse Sonderolle ein. Warum?
- Sie stellen weniger auf konkrete Kompetenzen im Kontext von Einzelaktivitäten wie Präsentieren, Moderieren, Verhandeln, Lesen, Lernen und Selbstmarketing und damit verbundene Unterstützungstätigkeiten wie Überzeugen, schlagfertig Kontern oder direkt und konkret unterstützende Eigenschaften wie Kreativität, Selbstbewusstsein etc. ab.
- Statt dessen handelt es sich bei „Initiative und Ausdauer“ als Soft Skill um eine klassische Tugend. Dies zeigt einmal mehr, dass Soft Skills als Begriff verschiedene Dimensionen und Qualitäten hat. Soft Skills können einerseits persönliche Eigenschaften im Sinne von Fähigkeiten sein (z.B. Kreativität), einmal persönliche Eigenschaften im Sinne von mentalen Einstellungen (z.B. Selbstbewusstsein), einmal persönliche Fähigkeiten im tendenziellen Sinn von Kommunikationstechniken (z.B. Überzeugungsvermögen und Schlagfertigkeit), einmal persönliche Fertigkeiten im Sinne von Arbeitsmethoden, „Handwerkszeug“ und „Methodenkompetenz“ (z.B. Moderationskompetenz und Präsentationskompetenz).
Initiative und Ausdauer gehören als klassische Tugend in die Klasse der Soft Skills, welche
- persönliche Eigenschaften im Sinne von Fähigkeiten und
- persönliche Eigenschaften im Sinne von mentalen Einstellungen sind.
Dies macht das Training dieser Soft Skill besonders schwer, da es nicht damit getan ist, einem Trainingsteilnehmer, Mentee oder Coaching-Kunden „ein paar einfache und wirksame Arbeitsmethoden und Kommunikationstechniken“ zu vermitteln. Vielmehr handelt es sich hierbei um eine Soft Skill, welche fast ausschließlich Ergebnis der früheren Erziehung, Ausbildung und bisheriger Lebens- und Berufserfahrungen ist und stark von der Auswirkung dieser Faktoren auf das individuelle Temperament eines Menschen abhängt.
„Mehr Initiative“, „Mehr Ausdauer!“
Wer Initiative und Ausdauer bei sich selbst und/oder anderen weiterentwickeln will, kann wie bei allen Soft Skills auf eine Reihe von Bausteinen ansetzen:
- auf der mentalen Ebene,
- der Ebene der Modelle und Konzepte sowie
- auf der Ebene von Methoden und Techniken.
Auf der mentalen Ebene geht es zur Förderung von Initiative vor allen Dingen um die Einstellung zu Stillstand vs. Veränderung, um die Einstellung gegenüber Risiken, die jede Handlung damit auch jede Initiative in der Regel impliziert sowie verschiedene „Metaprogramme“, wie es im NLP (Neurolinguistische Programmierung) heißt. Damit sind vor allen Dingen programmierte Präferenzen für bestimmte Denkrichtungen und Verhaltensweisen zu verstehen, zum Beispiel ob jemand zuerst auf das Positive oder auf das Negative achtet, ob er auf Gemeinsamkeiten oder Unterschiede fixiert ist, ob er sich eher für Details oder grobe Zusammenhänge interessiert und verschiedenes weitere mehr.
Auf der Ebene der Modelle finden sich einige nützliche Erklärungskonzepte aus der Wissenschaft, welche zu verstehen helfen, wodurch Initiative und Ausdauer gefördert oder blockiert werden und welche Zusammenhänge zwischen Engagement, Zufriedenheit, Impulskontrolle, Gratifikationsaufschub und Erfolg bestehen.
Auf der Ebene der Methoden und Techniken können Sie zur Förderung von Eigeninitiative und Ausdauer einige bewährte Vorgehensweisen nutzen, zum Beispiel die Technik der Meilensteine, um sich und/oder andere durch Zwischenschritte und zwischenzeitliche Erfolgserlebnisse auch über einen längeren Zeitraum für die Tätigkeit an einer umfangreichen Arbeit zu motivieren. Weitere Methoden sind u.a. das Abschließen von „Verträgen“ mit sich selbst und andere Techniken wirksamer Menschen, zum Beispiel sich selbst auf verschiedene Weisen in Muss-Situationen zu bringen, welche einerseits zu Entscheidungen, Initiative und proaktivem Handeln und ausdauerndem Handeln andererseits führen bzw. dieses entscheidend unterstützen können.
Nutzen ausgeprägter Iniative und Ausdauer
- Sie können wünschenswerte Veränderungen schneller anstoßen und umsetzen, wenn Sie dafür notwendige Maßnahmen selbst in die Hand nehmen. Dazu gehört zum Beispiel Tätigkeiten wie Ideen kommunizieren, Vorschläge einreichen, Konzepte und Pläne erstellen und mit deren Umsetzung im Rahmen der Möglichkeiten beginnen.
- Diese Iniative und Proaktivität macht Sie unabhängig(er) von fremden Entscheidungen und fehlenden Informationen oder sich ständig verzögernden Aktivitäten, die es im Berufsleben so häufig gibt.
- Sie entgehen dem Gefühl der Demotivation, das sich bei wenig initiativen und proaktiven Menschen durch die (zum Teil selbst gewählte bzw. verschuldete) Hilflosigkeit und Ausgeliefertheit gegenüber Fremdbestimmung durch andere Menschen oft einstellt.
- Eine ausgeprägte Ausdauer erhöht die Wahrscheinlichkeit, gesetzte Ziele trotz widriger Umstände und über längere Zeiträume hinweg zu verfolgen und zu realisieren.
- Ein Mentaltraining und begleitendes Coaching zur Förderung der Eigeninitiative und der persönlichen Ausdauer versetzt Sie mehr und mehr in die Bereitschaft und Lage, kurz- und mittelfristig Abstriche in anderen Bereichen in Kauf zu nehmen, während Sie größere und langfristige Ziele verfolgen.
- Sie erhalten Wertschätzung und Anerkennung anderer Menschen, die mit Respekt verfolgen, wie Sie sich auch durch schwierige Zeiten „beißen“ und Stück für Stück beachtliche Ergebnisse erzielen, weil Sie immer wieder Neues anstoßen und „am Ball bleiben“, bis sich die gewünschten Resultate eingestellt haben.
- Sie sind weniger (negativ) gestresst, weil Sie in einem wachsenden Ausmaß selbst entscheiden, was Sie tun bzw. was getan wird (siehe auch: Stressbelastbarkeit erhöhen). Dadurch sind Sie weniger durch den Zwang zur Reaktion getrieben und weniger ein „Mitläufer“ oder gar „Hinterherläufer“, sondern statt dessen ein „Initiator“, „Macher“ oder „Vorläufer“.
Initiative und Ausdauer im Soft Skills Würfel
Initiative und Ausdauer bilden als Soft Skills in meinem Modell von Soft Skills den Kern des Kompetenzfeldes:
Diese Einordnung erfolgt, weil jede Tätigkeit und jedes letztendliche Ergebnis zu Beginn eines Anstoßes bedarf, der entweder aus Entscheidungen anderer oder Ihrer Eigeniniative entspringt. In jedem Fall muss jemand die Iniative ergreifen, um Veränderungsprozesse in Gang zu bringen. Gleichzeitig zeichnet sich eine hohe Umsetzungskompetenz auch durch eine hohe Ausdauer bei der Realisierung von Aufgaben, Projekten und Zielen aus. Im Gegensatz zu den meisten Soft Skills im Soft Skills Würfel sind Initiative und Ausdauer als Kern eines Kompetenzfeldes nicht Bestandteil anderer Kompetenzfelder. Dennoch gibt es Schnittmengen und Zusammenhänge zu einer Vielzahl von anderen oder vermeintlichen „Soft Skills“, welche meist aber nur andere, weitgehend synonyme Ausdrücke sind.
Zu diesen Begriffen im Kontext von Initiative und Ausdauer gehören:
- Beharrlichkeit
- Kampfgeist
- Fähigkeit, Dinge voranzutreiben
- Tatkraft
- Handlungswillen
- Proaktivität
- Engagement
- Geduld
Zitate zum Thema
„Der Klügere gibt nach, aber nicht auf.“ – Rupert Schützbach
„Die Leiter des Erfolges kann man nicht mit den Händen in den Hosentaschen erklimmen.“ – unbekannt
„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“ – Franz Kafka
„Auch eine Reise von Tausend Meilen fängt mit dem ersten Schritt an.“ – aus China
„Gegen unsere Überzeugung sind solche [aktiven] Momente, die besten Momente im Leben, nicht passiv, rezeptiv, entspannend… Die besten Momente ereignen sich gewöhnlich, wenn Körper und Seele eines Menschen bis an die Grenzen angespannt sind, in dem freiwilligen Bemühen, etwas Schwieriges und etwas Wertvolles zu erreichen.“ – Mihaly Csikszentmihalyi
„Der einzige Mensch, der niemals einen Fehler macht, ist der Mensch, der niemals etwas tut.“ – Theodor Roosevelt
Beiträge zum Thema auf www.soft-skills.com:
Frustrationstoleranz: Weniger Stress-Empfinden, mehr Ausdauer
Was bedeutet Frustrationstoleranz, und wie erlangen Menschen sie? Was ist die Definition ihres Synonyms Resilienz? Kann man mit Trainings eine niedrige Frustrationstoleranz steigern? Lesen Sie selbst…
Aufgaben mit höherem Ziel verknüpfen: Motivation erhöhen, Initiative ergreifen und mit Ausdauer dran bleiben
Fokus auf den Beitrag zum Ganzen
Ziele haben eine hohe motivatorische Kraft, wenn sie richtig nach den Wohlgeformtheitskriterien formuliert wurden, wenn sie möglichst selbst gesteckt wurden und erstrebenswert scheinen (intrinische Motivation) oder zumindest bei von Dritten …
Sich in Muss-Situationen bringen
Öffentliches Commitment erhöht Handlungsdruck
Was der bekannte (und mitunter auch umstrittene) Autor Bodo Schäfer hier formuliert hat, trifft eine Methode von Initiative und Ausdauer auf den Punkt genau. Viele Menschen kämpfen mit ihren „inneren Schweinehund“. Wer …
Gratifikationsaufschub und Impulskontrolle
Kurz- versus langfristige Erfolgserlebnisse
Wer langfristig Erfolg haben will, muss in der Regel auch langfristig daran arbeiten. Nur wenige Erfolge kommen durch Zufall und/oder einen „großen Knall“ von heute auf morgen. Die meisten Menschen, die scheinbar …
Einstellung gegenüber Risiken
Fokus auf Gewinnerzielung vs. Verlustvermeidung
Vor jeder Handlung – sei sie ergebnisorientiert oder nicht – steht die Initiative. Im Idealfall erfolgt Handlung aus Eigeninitiative, im weitaus häufigeren Fall erfolgen Handlungen im beruflichen Kontext aus Weisung, d.h. …