Einen guten Führungsstil zu haben, hört sich in der Theorie oft einfach an – häufig und schnell wird dabei kooperative Führung bzw. ein kooperativer Führungsstil auf den Tisch gebracht. Doch in der Praxis ist es gar nicht so leicht, alle Mitarbeiter wirkungsvoll so zu führen, dass die Ziele des Unternehmens nachhaltig erreicht werden und gleichzeitig alle Mitarbeiter ein Gefühl der Zufriedenheit verspüren und sich mit ihrem beruflichen Tun identifizieren.
Personalführung kann auf unterschiedliche Arten geschehen. Die Art und Weise aber, wie eine Führungskraft agiert, hat im täglichen Berufsleben einen großen Einfluss. So entscheidet der jeweilig praktizierte Führungsstil nicht nur darüber, ob Mitarbeiter sich wirklich kreativ einbringen können und mit maximaler Eigenverantwortung handeln können.
Führungsstile hängen entscheidend mit der Atmosphäre des Betriebs zusammen. Der jeweils angewandte Führungsstil bedingt diese jedoch auch wechselseitig und sorgt auch dafür, dass/ob die Chefetage wirklich durch die Mitarbeiter unterstützt wird.
Definiton kooperativer Führungsstil
Viele Psychologen, die sich mit Unternehmensführung beschäftigen, erachten unter der Vielzahl der möglichen Führungsstile (siehe Führungsstile Übersicht) den so genannten kooperativen Führungsstil als besonders geeignet, um in der Praxis motivierte Mitarbeiter und gleichzeitig maximale Effizienz für das Unternehmen zu erreichen.
kooperativer, demokratischer FührungsstilEin anderer Begriff für den kooperativen Führungsstil lautet demokratischer Führungsstil. In der Definition kommt es vor allem darauf an, die Mitarbeiter bei unterschiedlichen Fragen einzubeziehen. Dabei geht es um:
- Fragen der Entscheidungsfindung,
- der langfristigen Unternehmensplanung und
- jeweiligen Zielsetzung.
Die Definition von kooperativem Führungsstil bezieht auch ein, dass
- Fehler unterschiedlicher Art offen und empathisch besprochen werden können und
- Konflikte konstruktiv gelöst werden. Ein wichtiges Merkmal des kooperativen Führungsstils ist auch, dass
- positive Leistungen der Mitarbeiter aufrichtig als solche gewürdigt und wertgeschätzt werden.
Der kooperative Führungsstil grenzt sich durch diese Aspekte von anderen Arten der Mitarbeiterführung ab. Vielfach praktiziert wird auch der autoritäre Führungsstil, der eine Beteiligung der Mitarbeiter – auf welchen Ebene auch immer – praktisch gar nicht vorsieht und eher, wenn vielleicht auch unbewusst, auf ein Klima basierend auf Drohungen und Abschreckungen setzt, um Ziele zu erreichen und Mitarbeiter zu motivieren. Problematisch ist hierbei, dass Ziele vielleicht zunächst auch so erreicht werden können, da viele Menschen unter der Androhung von negativen Konsequenten auf den ersten Blick effizient arbeiten und auch keine Gegenwehr leisten. So entsteht leicht das Missverständnis, dass ein solcher autoritärer Stil nachhaltig dem Erreichen von Unternehmenszielen dient und auch für Klarheit bei den Mitarbeitern sorgt.
So ist auch zu begründen, dass Anhänger der Autorität Haltungen wie zum Beispiel den kooperativen Führungsstil gerne belächeln und vorgeben, somit lebe man eine Weichheit und Unklarheit vor, die eine gute Arbeitshaltung aufzuweichen drohe und einen Betrieb im Chaos versinken lasse.
Während beim autoritären Führungsstil die Chefetage alleine plant und nichts aus der Hand geben möchte, kümmert sich die Führungskraft beim so genannten Laisser faire Führungsstil praktisch gar nicht um den Mitarbeiter und seine Belange und um den Output des Wirtschaftsbetriebs. Vielmehr wird hierbei die Belegschaft sich selbst überlassen, es gibt weder klare Anweisungen noch konstruktive Kritik und somit auch keine Evaluation von Arbeitsergebnissen. Ein solcher Laisser Faire Stil wird meistens nicht gewollt von einer Führungskraft so praktiziert, sondern ergibt sich vielmehr aus einem falsch verstandenen kooperativen Führungsstil.
Kooperativer Führungsstil – Merkmale im beruflichen Alltag
Damit der kooperative Führungsstil eine gelungene Anwendung finden kann, müssen Führungskräfte dessen Merkmale kennen.
„offene Kommunikation“So sieht der kooperative Führungsstil vor allem vor, dass alle Beteiligten eine offene Kommunikation zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern anstreben. Ohne eine offene Kommunikation kann es keine aufrichtige Beteiligung der Mitarbeiter geben.
flache HierarchienMöglichst flache Hierarchien und somit eine Verringerung der Distanz zwischen den einzelnen Ebenen zählen aber ebenso zu den Merkmalen des kooperativen Führungsstils. Hier ist das Einbringen von kreativen Lösungskonzepten durch die Belegschaft nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich gewünscht. Die Mitarbeiter werden auch im Rahmen der Möglichkeiten maximal in Prozesse der Entscheidungsfindung einbezogen und genießen eine umfassende Entscheidungsfreiheit bei der Ausführung der täglichen anstehenden Arbeiten.
Die Führungskraft als TeammemberWo immer möglich, wird im Team gearbeitet (siehe auch: Arbeiten im Team Vorteile). Dabei versteht sich die Führungskraft ausdrücklich als Teil eines Teams und grenzt sich nicht aus.
Delegieren / DelegationDamit Führungskräfte auch wichtige Entlastung erfahren, versucht ein kooperativer Führungsstil, Verantwortung auch bewusst an Mitarbeiter zu delegieren (siehe auch: Aufgaben delegieren, Delegationsfähigkeit, Delegation und Kontrolle).
In jedem Unternehmen kommt es zu Konflikten und notwendigen negativen Rückmeldungen. Entscheidend für den kooperativen Führungsstil ist dabei, dass es kein pauschales Verurteilen von einzelnen gibt und auch keine destruktive Kritik, die nicht die Lösung, sondern die Demontage einzelner Mitarbeiter im Blick hat („das ist doch Scheiße, was Sie da gemacht haben..!„). Hier geht es vielmehr darum, in lösungsorientierten und von Wertschätzung geprägten Gesprächen gute Konzepte und Vorschläge für Lösung einzelner Situationen zu entwickeln. Hierbei steht nicht die Macht des Vorgesetzten im Vordergrund, der seine Kräfte spielen lässt. Vielmehr sollte die Führungskraft authentisches Interesse an konstruktiven Prozessen zur Regulierung von Streitigkeiten und Konflikten haben, bei denen niemand sein Gesicht verlieren muss.
Welche Vorteile ergeben sich durch „kooperative Führung“?
Der kooperative Führungsstil hat in der beruflichen Praxis zahlreiche Vorteile. Psychologen wissen, dass die meisten Menschen nach Entscheidungsfreiheit und maximal möglicher Autonomie in allen Bereichen streben. Wird genau dieses Autonomiestreben im beruflichen Alltag etwa durch den autoritären Führungsstil unterbunden, setzen früher oder später Missmut, Ärger und Demotivation ein.
Menschen, die ständig in Angst vor ihrem Chef leben und sich gar nicht erst trauen, ihr kreatives Potential einzubringen, sind für einen Betrieb keine Bereicherung und verspüren weder Zufriedenheit noch Identifikation mit ihrem Job. All diese Aspekte wären aber für nachhaltigen Erfolg eines Betriebes sehr wichtig.
Hier setzt kooperative Führung an. Sie sorgt für ein maximal mögliches Ausmaß an Zufriedenheit und sorgt damit für Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Job – auch im Rahmen ehrlich gemeinschaftlicher Zielvereinbarungen. So ist sichergestellt, dass die Mitarbeiter selbst ehrliches Interesse verspüren, dass der Betrieb vorankommt und Ziele erreicht werden. Nur, wer mit seiner persönlichen Situation zufrieden ist und sich selbst mit allen Facetten ernstgenommen und wertgeschätzt fühlt, ist bereit, sich auch maximal in der Berufswelt einzubringen.
Gleichzeitig ist zu sehen, dass ein ehrlich praktizierter kooperativer Führungsstil auch die Führungskräfte entlastet. Wer alles alleine erledigen will und nichts abgeben kann, zahlt irgendwann dafür den Preis, am Ende seiner Ressourcen angelangt zu sein und gleichzeitig noch demotivierte Mitarbeiter zu haben, die gerne mehr Verantwortung übernehmen würden, es aber nicht dürfen. Wer im Sinne eines kooperativen Führungsstils aber auch gelernt hat, als Chef zu delegieren, kann nachhaltig Entlastung erfahren und bedient gleichzeitig das Streben der Mitarbeiter nach Partizipation.
Probleme beim kooperativen Führungsstil in der Praxis
Jeder Führungsstil kennt Probleme und Nachteile, so natürlich auch der kooperative Führungsstil und die kooperative Führung.
- Nachteile können sich ergeben, wenn im Sinne der Partizipation Mitarbeiter maximal möglich an Entscheidungen beteiligt werden sollen, eine Konsensfindung gerade bei einer Vielzahl an sehr unterschiedlichen Mitarbeitern aber schwierig ist.
- Dann verzögern sich wichtige Entscheidungen möglicherweise so lange, bis dies auch Nachteile für den Betrieb hat. Dies kann auch damit zu tun haben, dass beim demokratischen Führungsstil auch die Belegschaft kreative Ideen bewusst einbringen soll (z.B. durch Brainstorming Methoden). So entsteht zwar einerseits ein großer Pool an kreativen Lösungen, andererseits verzögert deren Evaluation und Wertschätzung aber auch wieder Prozesse der Entscheidungsfindung.
Hier sind Führungskräfte gefordert, eine gute Balance zu finden zwischen einem Ausmaß an Beteiligung der Belegschaft, welches sinnvoll erscheint, um viele Ideen zu sammeln und die Menschen zufriedenzustellen, und gleichzeitig einer wirtschaftlich notwendigen Schnelligkeit an Prozessen.
Schwierig kann es dabei sei, wenn Chefs sich einerseits bemühen, möglichst demokratisch wahrgenommen zu werden, dann aber plötzlich doch für die Mitarbeiter überraschend ein Machtwort zu sprechen. Dies kommt nicht immer gut an, manche Mitarbeiter fühlen sich dann verraten, betrogen und werden ihrem Chef zum Beispiel pseudo-kooperatives Verhalten vor. Eine notwendige Balance zwischen möglichst hoher Beteiligung der Belegschaft und gleichzeitig der notwendigen Wahrnehmung von Führungsaufgaben sollte deswegen auch immer offen und transparent kommuniziert werden, um Missverständnissen vorzubeugen und nicht versehentlich in einen Laisser Faire Stil abzugleiten.
Zum Weiterlesen auf dieser Website:
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Kooperative Führung: Quellen und weiterführende Ressourcen:
- www.business-netz.com/Mitarbeiterfuehrung/Kooperativer-Fuehrungsstilzufriedene-Mitarbeiter-und-hohe-Qualitaet
- www.rechnungswesen-verstehen.de/bwl-vwl/bwl/kooperativer-fuehrungsstil.php