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Design Thinking im Überblick: Prozess, Methoden und der Coach im Workshop

Das Lösen von Problemen und das Finden neuer Idee sind die Hauptmerkmale im Design Thinking. Es beruht auf den Methoden, die Designer nutzen, um optimale, kundenorientierte Ergebnisse zu erhalten. Für eine erfolgreiche Gestaltung können sie aus über 100 Recherchemethoden und Analysetechniken auswählen. Sowohl der Prozess als auch die Ergebnisse können sich mehrheitlich sehen lassen – und das ist wohl auch der Grund, warum immer mehr Unternehmen einen sogenannten Design Thinking Workshop durchführen, wenn es um kreative und innovative Lösungen geht. – Im folgenden Artikel erläutern wir, was man über Design Thinking, Design Thinking Coaches und Design Workshops wissen sollte.

Design Thinking als Methode

Design Thinking Workshop mit Coach (© nutawut / stock.adobe.com)
Design Thinking Workshop mit Coach (© nutawut / stock.adobe.com)

Ob es um digitale oder physische Produkte, um Dienstleistungen, Prozesse oder neue Geschäftsmodelle geht, die Methode Design Thinking verspricht, schneller zu kreativen Lösungen zu kommen. Schüler und Studierende an Hochschulen können sie für effektivere Teamarbeit nutzen, Wissenschaftler können sich ihrer bedienen, um einen besseren Transfer ihrer Forschungsergebnisse in die Öffentlichkeit zu schaffen oder auch um mehr Herausforderungen anzugehen, wie sie für die Gesellschaft von Bedeutung und Interesse sind. Schließlich findet das Design Thinking mehr und mehr Einzug in Unternehmen, die damit Lösungsideen für Produkte finden, die sich mehr am Bedarf der Nutzer ausrichten und sich somit erfolgreicher verkaufen lassen.

In einem Seminar oder einer Schulung können sich Interessierte mit dem Ablauf des Design Thinking Prozesses vertraut machen. Sie lernen dabei die verschiedenen Schritte im Prozess und die passenden kreative Methoden kennen, die diese Schritte unterstützen. Das Seminar vermittelt auch den Wert, dem das Kunden- und Nutzerverhalten bei der Entwicklung neuer Produkte oder Serviceleistungen zukommt.

Design Thinking Prozesse verlaufen in sechs Schritten – in der Definition des Urhebers sind es sieben Schritte – die zeitlich nicht zwingend in dieser Reihenfolge ablaufen müssen. Manchmal ergibt sich aus einer Unstimmigkeit einer späteren Phase, dass vielleicht am Anfang etwas geändert werden muss. Die folgenden Fragen sind der Angelpunkt, um den sich der Prozess dreht.

  • Wie sieht der Nutzen für den Menschen aus?
  • Wie sind die Dinge technologisch umsetzbar?
  • Wie marktfähig ist das Produkt?

Sind für alle Aspekte befriedigende Lösungen gefunden, ist – so die Definition – eine perfekte Innovation entstanden.

Der Design Thinking Prozess und seine Phasen

Es gibt verschiedene Vorstellungen darüber, wie der Ablauf im Design Thinking Prozess aussehen kann. Auch die Begriffe für die einzelnen Phasen variieren. Folgende Darstellung orientiert sich am Urheber Herbert A. Simon, der in seinem 1969 erschienenem Werk „The Sciences of the Artificial“ den Grundstein legte für den Ausbau der Idee des Design Thinking.

1. Das Problem wird definiert

  • Richtung vorgeben mit der Problemstellung, ihren zentralen Vorhaben und den Adressaten
  • Begriffsklärung, damit alle Teammitglieder die gleichen Voraussetzungen haben
  • Faktoren festlegen, an denen am Schluss der Erfolg gemessen werden kann

2. Die Recherche zum Produkt/Problem/Dienstleistung etc. mit folgenden Fragestellungen

  • Welche Lösungsansätze gab es bisher und wie erfolgreich / erfolglos waren sie?
  • Wie ist die Expertenmeinung zu den einzelnen Lösungen?
  • Wer hat als Stakeholder ein Interesse daran, dass dieses Problem gelöst wird? (s.a. Stakeholder identifizieren)

3. Jetzt geht es um den Nutzer

  • Endnutzer einbeziehen mit Interviews und Umfragen
  • seine Sichtweise erfragen und einbeziehen
  • seine Bedürfnisse, Wünsche und Ideen erfragen
  • ist das direkte Befragen in einer Workshop Situation nicht möglich, gibt es die Möglichkeit, sich in Endnutzer hineinversetzen z.B. in einem Rollenspiel mit größtmöglicher Empathie für die künftigen Nutzer
  • zur Ideenfindung kommen Brainstorming Methoden zum Einsatz, die Ergebnisse werden am Flipchart für alle sichtbar festgehalten

Dieser Abschnitt wird auch als Synthese bezeichnet. Hier werden die Erkenntnisse aus der Problemstellung und der Recherche zu einer Synthese zusammengefügt.



4. Prototyping

  • die Ideen werden gesammelt und vorgestellt
  • die Teilnehmer geben Feedback (s.a. Feedbackregeln)
  • die Prototypen entstehen auf der Basis der effektivsten Idee

5. Die Entscheidung

  • die Teilnehmer treffen anhand der im Punkt eins vorgegebenen Erfolgsmerkmale eine Entscheidung
  • die effektivste und erfolgversprechendste Idee wird herausgesucht

6. Umsetzung

  • Handeln und Umsetzen ist in dieser Phase gefragt
  • Aufgaben werden verteilt und nötige Ressourcen beschafft
  • am Ende steht das fertige Produkt, das an die Endnutzer ausgeliefert wird

7. Die Überprüfung

  • so viel Feedback wie möglich von Endnutzern einholen
  • Daten sammeln und dokumentieren
  • Ergebnisse und Zielvorgabe vergleichen: Wurde das gewünschte Ziel erreicht?
  • aus diesem Vorhaben für die Zukunft lernen

Problemraum und Lösungsraum im Design Thinking

Ein anderer Ansatz trennt die einzelnen Phasen in einen Problemraum und in einen Lösungsraum. Dabei wird zunächst der Problemraum beschrieben, der durch drei Phasen gekennzeichnet ist.

  1. Die Phase des „Verstehens“ befasst sich mit dem Ist-Zustand und der Herausforderung, die sich aus ihm ergibt. Diese wird genau definiert mit Expertengesprächen, Erfahrungen aus der Praxis und Nutzeranalysen. Durch bestimmte Fragestellungen werden erste Erkenntnisse und Annahmen in Gruppenarbeit zusammengetragen.
  2. Phase zwei ist die des „Beobachtens“ mit dem Ziel, die Sichtweise des Nutzers kennen zu lernen und in die Fragestellungen einzubeziehen. Tiefer gehende Einsichten zum Nutzerverhalten ergeben sich aus quantitativen Methoden wie Datenanalyse oder Synthese-Methoden oder dem qualitativen Vorgehen durch Feldstudien.
  3. Die letzte Phase „Standpunkt generieren“ ist auf Fragestellungen ausgerichtet, die sich aus der Sicht des Kunden ergeben. Nachdem alle Seiten des Problems in der Gruppenarbeit durchleuchtet wurden, legt sich das Team auf einen gemeinsamen Standpunkt fest, von dem aus es weiterarbeiten kann.

Auf den Erkenntnissen des Problemraums aufbauend, schließt sich der Lösungsraum an. Beim „Ideen Finden“ geht es darum, möglichst viele Ideen zu sammeln, je mehr, desto besser, auch wenn diese Phase zunächst chaotisch erscheint. Der nächste Schritt beschäftigt sich dann mit der konkreten Umsetzbarkeit der einzelnen Vorschläge. Aus den Ideen entstehen Prototypen, die an den Nutzern getestet werden. Je nach Ergebnis wird der Prototyp weiter bearbeitet, bis ein befriedigendes Testergebnis vorliegt. Erst dann kommt die Innovation auf den Markt.

Beispiele für Methoden im Design Thinking, die das Vorgehen in den einzelnen Phasen stärken und die Arbeitsprozesse vertiefen:

Wie kann die Empathie für den Endnutzer verstärkt werden?

  • Die Fünfmal-Warum-Methode
  • Die Sechs-W-Methode
  • Emotional Journey Map
  • Interviews
  • Mind Mapping
  • Schatten

Was trägt zur Ideenfindung bei? Mit diesen Methoden wird die Kreativität aktiviert:

  • Sechs-Drei-Fünf-Methode
  • Bodystorming
  • Brainstorming
  • Brainwriting
  • Dotmocracy
  • How-Wow-Now-Matrix
  • Ja, außerdem …
  • Mindmapping

Wie kann das Prototyping realisiert werden?

  • Dark Horse Prototyp
  • Mock-Ups
  • Papier-Prototypen
  • Rollenspiel
  • Storyboard
  • Wizard of Oz Prototyp

Diese Aktivitäten helfen in der Testphase:

  • Nutzertests
  • Test Capture Grid
  • Testing Card
  • Wizard of Oz Prototyp

Design Thinking in Unternehmen – Welchen Wert kann dieser Ansatz haben?

Jedes Unternehmen kann von einem Design Thinking Workshop profitieren, wenn es dabei einige Prinzipien beherzigt. Zum einen stehen der Kunde, sein wirklicher Bedarf, seine Emotionen und Befindlichkeiten im Vordergrund. Um diese Faktoren genauer ermitteln zu können, hat ein Unternehmen verschiedene Möglichkeiten. Es kann auf Methoden zurückgreifen wie Beobachtungen, Befragungen, das sogenannte „Shadowing“ und Kundentagebücher zum Kaufverhalten, die es bei seinen Kunden in Auftrag geben kann.

Für die Teamarbeit im Design Thinking gilt: Je heterogener die Zusammensetzung des Teams, desto unterschiedlicher sind die Ideen, die sich herauskristallisieren. Kommen verschiedene Fachabteilungen zusammen, ergeben sich unterschiedliche Perspektiven auf das Problem. Daraus könnte ein ganz neuer Lösungsansatz entstehen. Allerdings sollten Firmen darauf achten, dass die Teilnehmer einen gemeinsamen Nenner haben, um Konkurrenzdenken zu vermeiden.

Der gemeinsame Nenner ist auch für den nächsten Schritt wichtig, denn alle Teilnehmer sollten alle Projektphasen durchlaufen. Das bedeutet, dass sie alle ein ähnliches Verständnis von der Bedeutung „ihrer Sache“ haben. Wenn es in der Phase der Umsetzung darum geht, bestimmte Aufträge zu erledigen, sollte jeder die ihm zugewiesenen Aufgaben auch übernehmen – ohne darauf zu verweisen, dass dieses Vorhaben nicht in sein eigentliches Aufgabengebiet fällt. Deshalb sollten einzelne Phasen nicht durch Outsourcing von firmenfremden Personen übernommen werden.

Ein wichtiger Punkt für kreative Arbeitsprozesse ist ein mobiler Arbeitsplatz, an dem sich die Kreativität ungehemmt ausbreiten kann. Da die Herangehensweise eher auf spielerische Art, etwa durch Rollenspiele oder visuelle Darstellungen geschieht, sollten genug Platz und ausreichend Material vorhanden sein. Mit Flipcharts, Whiteboards und Tischen auf Rollen lässt sich ein beliebiger Raum für den Design Thinking Workshop rasch als Wirkstätte für die kreative Ideenfindung herrichten.

Wer sich als Unternehmer auf die Design Thinking Methode einlässt, sollte keine Angst vor dem Scheitern haben. Immerhin hat er Geld bereits eingespart, wenn sich in der Phase des Prototyping oder der Entscheidungsphase herausstellt, dass das Produkt nicht den Kundenwünschen der Zielgruppe entspricht. Schließlich handelt es sich um einen iterativen Prozess und einzelne Phasen müssen eventuell mehrmals durchlaufen werden, ehe sich der Erfolg einstellt.

Bei der Phase der Ideengewinnung für das Prototyping geht es darum, möglichst viele Ideen zu generieren. Gerade in dieser Phase ist es wichtig, auch die verrücktesten Ideen zuzulassen. Geht es dann an die konkrete Realisierung der Ergebnisse, also dem Herstellen eines Prototypen, bedarf es eventuell der Hilfe von außen, etwa durch einen Moderator (siehe auch: Kompetenzen eines Moderators), der dabei unterstützt, auch die ungewöhnlichsten Ideen zu verwirklichen. Dazu kann er Methoden einbringen, die die rechte Gehirnhälfte aktivieren, die für Kreativität zuständig ist. Manche Mitarbeiter sind diese Art zu denken und zu handeln unter Umständen nicht mehr gewohnt, besonders, wenn stets die analytische Gehirnhälfte, also die linke, für das tägliche Arbeiten benutzt wird.

Wichtig für das erfolgreiche Gelingen einer Innovation via Design Thinking Workshop ist auch der Hinweis, sich nicht für die ersten Prototypen zu entscheiden, die kreiert wurden. Oft sind diese noch verbesserungswürdig. Außerdem sollte noch nicht auf das Design geachtet werden; es geht in dieser Phase nur darum, die Funktionstüchtigkeit der Prototypen sicherzustellen.

Ergebnisoffenheit als Prinzip

Eines der wesentlichen Prinzipien im Design Thinking ist die Ergebnisoffenheit. Wenn ein Unternehmen eine Innovation plant, kann es sein, dass schon bestimmte Vorstellungen vorherrschen, wie das Endprodukt auszusehen hat. Wenn sich dann in der Teamarbeit herausstellt, dass der bevorzugte Ansatz die Bedürfnisse der Zielgruppe verfehlt, müssen neue Lösungsansätze gefunden werden. Hier sollte im Team das Verständnis dafür vorhanden sein, dass solche Vorkommnisse eher eine Herausforderung sind, noch bessere Lösungen zu erarbeiten, was sich wiederum positiv auf das Endprodukt auswirken wird.

Mit der Berücksichtigung der beschriebenen Prinzipien kann ein Unternehmen mit der Design Thinking Methode nicht nur für sich selbst einen Gewinn verbuchen; es hat auch die Stakeholder auf seiner Seite.

Der Design Thinking Coach – Was muss er wissen und können?

Der Design Thinking Coach kann mit seiner Ausbildung Teams in Unternehmen unterstützen und begleiten, wenn es darum geht, neuen Herausforderungen zu begegnen, neue Lösungsideen zu finden oder in einem Design Thinking Workshop ein neues Produkt zu entwickeln. Er ist in der Lage, ein Mitarbeiterteam in einer Schulung dazu anzuleiten, selbst als Design Thinking Team in Zukunft aktiv zu werden.

  1. In einem ersten Schritt lernt der künftige Coach für Design Thinking den Prozess und die einzelnen Phasen kennen, erarbeitet die besten Methoden und probiert sie selbst aus. Er entdeckt dabei sein eigenes Kreativitätspotenzial und schärft seine Analysefähigkeiten.
  2. Im nächsten Schritt geht es um das Kennenlernen und Anwenden der umfangreichen Design Thinking Methoden und das Übertragen auf einen konkreten Fall. Der künftige Coach durchläuft den gesamten Prozess mit allen möglichen Szenarien, die auftreten könnten.
  3. Schritt drei hat die Persönlichkeit des Coachs im Blick. Er macht sich bereit, seine eigenen Denkweisen und Verhaltensmuster auf ein „Innovationsmindset“ umzustellen und ist sich dabei seiner Rolle und seiner Verantwortung als Coach bewusst. Als Vorbereitung auf den vierten Schritt lernt er Moderations- und Coachingtechniken kennen und wie er sie im Team anwenden kann (siehe Coaching Methoden Übersicht).
  4. Im vierten Schritt geht es um das zu betreuende Team. Der Coach lernt, wie er immer den Überblick über die Teammitglieder und deren Aktivitäten behält, was in dem gewollten „Prozess – Chaos“ und der herrschenden Dynamik nicht immer einfach ist. Weiter erfährt er hier, wie er sein Team zu einem agilen Arbeiten führt (vgl. Agile Coach) und wie er es motiviert zu akzeptieren, dass Prozesse im Design Thinking iterativ angelegt sind und demnach wiederholend getätigt werden müssen. Er weiß, wie er das gesamte Methodenpaket an sein Team weitergeben und dessen Bedeutung für die einzelnen Phasen vermitteln kann. Er hat gelernt, auf Konflikte und Unstimmigkeiten innerhalb der Gruppe oder ihm gegenüber angemessen zu reagieren (siehe Konfliktlösefähigkeit).
  5. Der fünfte Schritt der Schulung zum Design Thinking Coach befasst sich damit, den gesamten Ablauf eines Workshops zu planen, durchzuführen und nachzubereiten. Außerdem erfährt der Coach, wie er innovative Impulse an ein Unternehmen weitergeben kann. Dazu braucht er ein Innovationsmanagement, bei dem er auch andere Teammitglieder befähigt, als sogenannte Multiplikatoren weiter zu agieren. Zum Abschluss hat er mindestens ein Design Thinking Element konkret in der Praxis ausgeführt.

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