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Nachdenker-Technik: Zeit gewinnen statt Zwang zum Kontern

Nachdenker: Darüber muss ich erst noch mal nachdenken (© Dreamstime)

Vertagen Sie die Reaktion auf einen Angriff

Das Hinterhältige an Verbalattacken ist, dass wir meist das Gefühl haben, wir müssten sofort darauf reagieren. Selbst bei höflich aber bestimmt vorgetragener Kritik fallen die meisten Menschen sofort in einen Modus, in dem alle Kräfte und Konzentration auf Verteidigung gerichtet sind. Das macht uns in vielen Fällen nur noch angreifbarer, da jeder Mensch in Verteidigungshaltung in einer Schwächeposition ist – er reagiert nur noch, statt „proaktiv“ zu agieren.

Einfach (erst mal) nicht reagieren?!

Sicher stehen wir in manchen Situationen tatsächlich „dumm da“, wenn wir eine absolut dreiste, freche und inhaltlich falsche Aussage im Raum stehen lassen. In solchen Fällen können Sie einfach nicht anders, als möglichst schnell eine passende und wirksame Entgegnung zu finden und entsprechend zu kontern. Versuchen Sie sich jedoch grundsätzlich von der Vorstellung zu verabschieden, in allen solchen Situationen immer eine Antwort parat haben zu müssen. In vielen Fällen können Sie Zeit zum Überlegen gewinnen und bei Anwesenden den Eindruck säen, bedacht zu sein und souverän zu handeln, wenn Sie einmal nicht sofort kontern, sondern um Bedenkzeit bitten.

Der Trick mit dem „Nachdenker“

„Darüber möchte / muss ich noch nachdenken.“

Der so genannte „Nachdenker“, wie diese Technik auch genannt wird, ist insbesondere anwendbar bei (verbalen) Überfällen, zudringlichen Fragen oder generell Fragen, welche Sie unter Zeitdruck setzen. Gerade im letzten Fall sollten Sie sich erinnern, dass Angebote, die Sie unter Zeitdruck setzen, nicht selten unseriös sind. Auch wenn Ihr Gegenüber Druck macht – ein einfacher und klarer Satz wie „Darüber möchte ich noch nachdenken“ oder „Das kann ich nicht sofort entscheiden, bitte lassen Sie mich noch eine Nacht darüber schlafen“ genügt meist. Es wird immer einmal Angebote und Gelegenheiten geben, die sofortiges Handeln verlangen. Meist ist das aber an anderen Merkmalen erkennbar und nicht daran, dass Sie ein Verkäufer offen unter Zeitdruck setzt.

Die Nachdenker-Technik ist eine sanfte Technik, mit der Sie Zeit gewinnen und niemandem auf die Füße treten. Letzter Aspekt gilt besonders, wenn Sie um eine Meinung oder Einschätzung bzgl. eines neuen Kollegen oder selbst als neuer Kollege um eine Meinung bzgl. des Chefs o.ä. gefragt werden. Um in diesem Fall nicht vorschnell und schwer einzuschätzbar in bestimmte Gruppen- oder gar Grabenkämpfe zwischen informellen Sub-Teams innerhalb einer Abteilung zu rutschen, empfiehlt sich „der Nachdenker“ fast immer.

Bitten Sie um Bedenkzeit oder bitten Sie um Verständnis, dass Sie sich eine Person oder Sache erst noch eine Weile anschauen wollen, bevor Sie sich ein Urteil erlauben, da ein vorschnelles Urteil nicht fair wäre…

Oftmals wird der Fragende sehr wohl merken, dass Sie sich um eine Antwort drücken, aber in den meisten Fällen wird es Ihnen früher oder später relativ hoch angerechnet, keine vorschnellen Urteile zu fällen bzw. vorschnelle Meinungen in der Öffentlichkeit kund zu tun.

Beispielformulierungen der Nachdenker-Methode

„Bitte lassen Sie mich darüber einen Moment nachdenken.“

„Ich glaube, ich kann mir noch kein faires und objektives Urteil darüber erlauben. Ich werde es Ihnen mitteilen, wenn ich zu einer fundierten Einschätzung gekommen bin.“

„Ich kann verstehen, dass Sie das interessiert, und ich kann Ihnen noch nicht antworten, weil ich darüber noch noch nachgedacht habe.“

„Ich bitte um Verständnis, dass ich das nicht sofort entscheiden kann.“

Zusammenfassung

  • Die Nachdenker-Technik dient als Alternative zu sofortigem Kontern.
  • Die Nachdenker-Technik basiert primär darauf, durch die Bitte um Bedenkzeit Zeit für eine wohlüberlegte Antwort zu finden und den Druck der sofortigen Reaktion aufzulösen.
  • Die Nachdenker-Technik kann den Eindruck von Bedacht, Souveränität und Fairness fördern, weil Sie keine vorschnellen Antworten liefern und sich nicht in die Ecke drängen lassen.

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