Persönliche Entwicklung / Persönlichkeitsentwicklung gezielt durch Trainings fördern?
Die Psychologie definiert Persönlichkeitseigenschaften als psychische Merkmale, die zeitlich relativ stabil sind und sich dadurch zum Beispiel von Emotionen oder kurzzeitigen Gedanken unterscheiden. Dennoch ist die Persönlichkeit nicht statisch – sie entwickelt sich während der Kindheit und Jugend und wandelt sich auch im Erwachsenenleben noch (vgl. Specht et al., 2011). Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung greifen in diesen stetigen Anpassungsprozess ein, um ihn in eine gewünschte Richtung zu beeinflussen.
Schwerpunkte von Persönlichkeits-Seminaren
Es gibt keine offiziellen Vorgaben darüber, welche Inhalte in einem Seminar zur Persönlichkeitsentwicklung thematisiert werden oder welche Methoden dabei zum Einsatz kommen. Oft wird der Entwicklungsbegriff für Seminare verwendet, die sich nicht eindeutig einem strenger definierten Verfahren zuordnen lassen. Gemeinsam haben diese Kurse, dass sie positive Veränderungen anstreben, die sich grundlegend auf das Erleben und Verhalten auswirken sollen.
Die Abgrenzung zum Coaching ist nicht immer eindeutig. Tendenziell lässt sich jedoch feststellen, dass Coachs mit ihren Klienten häufig lösungsorientiert an konkreten Problemen arbeiten, während die Entwicklung der Persönlichkeit auch ohne konkretes Problem oder Unwohlsein möglich ist.
Potenzielle Zielgruppen für Persönlichkeitsentwicklung Seminare sind:
- Menschen, die sich selbst besser kennenlernen möchten
- Führungskräfte (siehe auch Führungsseminare)
- Personen, die ihre kommunikativen Fähigkeiten oder ihre Rhetorik verbessern wollen (vgl. Rhetorikseminare)
- Schüchterne oder Ängstliche (siehe auch den langen Artikel zu Schüchternheit und soziale Phobie)
- Zufriedene, die noch mehr aus ihrem Leben machen möchten
- Menschen, die sich orientierungslos fühlen
- Personen, die viele Lebensziele haben und diese sortieren wollen
- selbstunsichere Menschen (siehe Selbstunsicherheit), die sich fragen, wer sie sind und was sie ausmacht
Anhand dieser Liste können Sie zwei Dinge erkennen: Zum einen richten sich Seminare zur Entwicklung der Persönlichkeit in ihrer Gesamtheit an (fast) jeden. Zum anderen lassen sich einerseits spezifische Trainings und andererseits eine allgemeine Persönlichkeitsförderung voneinander unterscheiden.
Typische Zielsetzungen
Die Rahmenbedingungen eines Seminars, Workshops oder Coachings können das Ziel des Entwicklungsprozesses implizieren. Am Ende eines Kommunikations-Workshops sollten Sie sicher kommunizieren können und Gesprächstechniken beherrschen, die auf verschiedene Situationen zugeschnitten sind. Insbesondere in Einzelsitzungen ist es jedoch möglich, dass Sie die Ziele erst in der ersten Sitzung konkretisieren.
Eine häufige Motivation zur Teilnahme an einem Persönlichkeitsentwicklung Seminar ist die Förderung einer starken Persönlichkeit, die sich durch Selbstsicherheit (siehe Selbstsicherheit trainieren), ein gesundes Maß an Selbstliebe, eine positive Ausstrahlung und Empathie / Empathiefähigkeit auszeichnet. Für Führungskräfte steht hingegen neben dem Selbstbewusstsein oft Kommunikation auf dem Kursplan, um Charisma zu fördern.
Wegen dieser großen Unterschiede in der Seminargestaltung ist es wichtig, dass Sie sich vorab genau über mögliche Anbieter informieren und prüfen, welche Form von Persönlichkeits-Seminaren Ihren Bedürfnissen entgegenkommt.
Die Struktur der Persönlichkeit
Es gibt zwei Arten von Persönlichkeitsmodellen. Das eine erfasst lediglich Eigenschaften, die zu Ihrem Profil zusammengefügt werden, das andere ordnet Sie einem Typ zu.
Stellen Sie sich vor, Sie würden einen Baum malen. Der Baum mag jedes Mal kleine Variationen aufweisen, aber er besitzt immer eine Krone und einen Stamm. Würden Sie das Bild einer anderen Person zeigen, könnte diese es als Baum identifizieren und von einer Blume unterscheiden. Baum und Blume repräsentieren in diesem Beispiel unterschiedliche Typen.
Typen setzen sich aus mehreren Eigenschaften zusammen, die sich zu charakteristischen Mustern verbinden. Wenn Sie denselben Persönlichkeitstyp besitzen wie eine andere Person, bedeutet das nicht, dass Sie beide identisch sind. Der eine Baum kann mehr Äste haben, dunklere Blätter oder mehr sichtbare Wurzeln, die aus der Erde ragen, – doch das zugrundeliegende Muster, die Gestalt, bleibt gleich.
Nun stellen Sie sich vor, Sie würden wieder ein Bild malen – aber kein bestimmtes Motiv, sondern nur eine Ansammlung von Kreisen und Klecksen in unterschiedlichen Farben und Größen. Diese Farben und Formen repräsentieren die Persönlichkeitseigenschaften. Die eigenschaftsbasierten Persönlichkeitstheorien gehen davon aus, dass sich diese psychischen Merkmale nicht systematisch zu Typen zusammenfügen lassen. Stattdessen kann eine Persönlichkeitseigenschaft unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Daraus ergibt sich ein Muster, das für Sie zutrifft, aber bei einer anderen Person ganz anders aussehen kann. Siehe Persönlichkeitsmodelle.
Persönlichkeit messen
Aus diesen unterschiedlichen Persönlichkeitsmodellen ergeben sich verschiedene Persönlichkeitstests. Meistens handelt es sich dabei um Fragebögen, bei denen Sie vorgegebene Antwortmöglichkeiten ankreuzen.
Zu den bekanntesten Fragebögen überhaupt gehören verschiedene Inventare, die die sogenannten Big Five messen. Das Big-Five-Modell stellt einen eigenschaftsbasierten Ansatz dar und geht von fünf zentralen Persönlichkeitsdimensionen aus, die bei jedem Menschen stärker oder schwächer ausgeprägt sind:
- Neurotizismus
- Extraversion
- Offenheit für Erfahrungen
- soziale Verträglichkeit
- Gewissenhaftigkeit
Wenn Sie sich zum Beispiel für gewöhnlich sicher fühlen und gelassen sind, verfügen Sie über einen geringen Neurotizismus-Wert. Der Test erfragt keine akuten emotionalen Zustände, sondern möchte wissen, wie Sie im Allgemeinen sind. Die Big Five sind wissenschaftlich anerkannt.
Die Idee, Eigenschaften zu Typen zusammenzufassen, ist grundsätzlich umstritten. In Studien erwiesen sich diese Tests nicht als zuverlässig. Persönlichkeitsanalysen, die dem Typenmodell folgen, können jedoch eine Anregung bieten, um sich mit der eigenen Persönlichkeit auseinanderzusetzen, eine grobe Einordnung vorzunehmen und mögliche Trainingsaspekte für ein Persönlichkeitsentwicklung Seminar definieren. Dabei sollten Sie jedoch im Hinterkopf behalten, dass nicht alles, was in der Testbeschreibung steht, haarklein auf Sie zutreffen muss.
Ein Beispiel für einen solchen Persönlichkeitstest ist der DISG Test von William Moulton Marston (1928). Die einzelnen Buchstaben repräsentieren die vier Grundausrichtungen:
- dominant
- initiativ
- stetig
- gewissenhaft
Im Gegensatz zu den Big Five bedeutet „gewissenhaft“ hier nicht, dass Sie nur gewissenhaft sind – stattdessen geht der Test automatisch davon aus, dass Sie auch weitere Eigenschaften besitzen, die zu diesem Typ gehören (vgl. auch persönliche Kompetenzen). Der DISG kommt häufig im beruflichen Coaching zum Einsatz, wo er vor allem dazu dient, das Führungsverhalten zu erfassen. Darüber hinaus wird der Fragebogen mitunter bei der Personalauswahl berücksichtigt. Ein Persönlichkeitstrainer kann den Test jedoch auch nutzen, um anderen Personen einen ersten Überblick über die eigenen Stärken und Schwächen zu geben (vgl. auch persönliche Stärken und Schwächen analysieren).
Auswertung der Persönlichkeitsmessung
Persönlichkeitsanalysen sind interessant, bewirken jedoch allein noch keine Veränderung. Ein Persönlichkeitstrainer wird deshalb in der Regel mit Ihnen gemeinsam überlegen, welche Stärken Sie weiter ausbauen können und an welchen Schwächen Sie noch arbeiten sollten. Das Profil bildet somit die Grundlage für die weitere Arbeit.
Das Testergebnis bietet jedoch noch einen weiteren Vorteil: Mit einigem zeitlichen Abstand können Sie den Test noch einmal durchführen und prüfen, ob sich ihre Persönlichkeitsvariablen verändert haben.
Ein guter Seminarleiter fördert diese Entwicklung mit Denkanstößen und praktischen Tipps, ohne Sie in eine Richtung zu drängen, die Ihren eigenen Prinzipien entgegensteht. Dabei kann es vorkommen, dass Sie die Konfrontation mit Ihren Schwächen als unangenehm empfinden. Letztlich müssen Sie sich jedoch vor Augen führen: Wenn es keine Schwächen gäbe, hätten Sie auch keinen Anlass, sich mit Ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu beschäftigen.
Der Begriff „Schwäche“ ist dabei relativ. Die Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt sich nicht mit psychischen Krankheiten. Wenn Sie beispielsweise unter einer sozialen Phobie leiden, ist ein herkömmliches Kommunikationstraining / eine Kommunikationsschulung nicht ausreichend. Anders sieht es aus, wenn Sie nur schüchtern sind oder vom Normalbereich auf ein höheres Level aufsteigen möchten.
Was sind erstrebenswerte Eigenschaften?
Die Psychologie gibt keine pauschalen Empfehlungen, welche Persönlichkeitsmerkmale wünschenswert sind. Wenn Sie allerdings verschiedene Personen befragen würden, wie diese sich eine ideale Persönlichkeit vorstellen, würden Sie vermutlich sehr ähnliche Antworten erhalten: emotional stabil, weder zu extravertiert noch zu introvertiert, zuverlässig und sozial sollte ein Mensch dann vermutlich sein.
Wichtig: Das Ziel für die persönliche Entwicklung besteht nicht darin, dass Sie sich bedingungslos den Vorstellungen anderer Menschen beugen, sondern dass Sie selbst sich mit diesem Zielen identifizieren können. Dabei sollten Sie realistisch bleiben und Ihre positiven Eigenschaften wertschätzen, die Sie bereits haben..
Selbstbewusstsein ist eine zentrale Eigenschaft für eine starke Persönlichkeit (vgl. auch Selbstbewusstsein steigern). Selbstbewusste Menschen sind im Durchschnitt zufriedener mit ihrem Leben (vgl. auch innere Zufriedenheit) – umgekehrt gilt ein niedriges Selbstwertgefühl als Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Probleme (Bengel & Lyssenko/Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2012).
Bei einem Persönlichkeitsentwicklung Seminar geht es jedoch nicht immer darum, die eigene Ausstrahlung zu verbessern. Einige Seminare beschäftigen sich mit der Entwicklung von Werten. Insbesondere in diesem Bereich der Persönlichkeitsentwicklung kommen mitunter humanistisch-psychologische und tiefenpsychologische Methoden zum Einsatz, die zum Teil aus den folgenden Bereichen stammen:
- personenzentrierte Therapie
- Gestaltpsychologie
- Logotherapie/Existenzanalyse
- Voice Dialogue
- Transaktionsanalyse
- Psychoanalyse
Ihre persönlichen Werte sind eine sehr persönliche Angelegenheit. Ein guter Persönlichkeitstrainer wird deshalb nicht versuchen, Sie zurechtzubiegen, sondern Ihnen dabei helfen, selbstbestimmt Ihre eigenen Prinzipien zu entdecken und umzusetzen.
Verschiedene logotherapeutisch orientierte Seminare bietet beispielsweise die Diplom-Sozialpädagogin und Heilpraktikerin für Psychotherapie Gabriele Hradetzky in Hamburg an. In dem Workshop „Ich bin dann mal weg! Die Power der inneren Bilder“ arbeitet sie mit der Wertimagination nach Uwe Böschemeyer. Bei den inneren Bildern handelt es sich um visualisierte Gefühle und Gedanken, wie die Kursleiterin auf ihrer Internetseite erklärt. Diese sollen dabei helfen, Stress zu verringern und neue Kraft zu schöpfen.
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Kommunikative Fertigkeiten und andere persönliche Skills
Fertigkeiten bzw. Skills sind wie Werkzeuge: Sie sind nicht direkt ein Teil der Persönlichkeit, aber sie können dabei helfen, die Persönlichkeitsentwicklung voranzutreiben. Wenn Sie etwas tun, das eigentlich nicht Ihrem Charakter entspricht, entsteht dadurch eine kognitive Dissonanz. Ihre Psyche versucht unbewusst, das Verhalten zu rechtfertigen. Dieser Prozess kann dazu führen, dass sich Ihre eigenen Einstellungen und Eigenschaften dem vorgetäuschten Verhalten anpassen.
Darüber hinaus können Skills eine Folge von bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen darstellen und diese zugrundeliegenden Eigenschaften nach außen hin offenbaren. Dazu ein Beispiel: Von einer selbstbewussten Person ist zu erwarten, dass sie sich gut präsentieren kann und über gute rhetorische Fertigkeiten verfügt. Gleichzeitig schlussfolgern andere Menschen vom Verhalten auf den Charakter. Jemand, der Selbstsicherheit ausstrahlt, wird deshalb auch als selbstsicher eingeschätzt – sogar dann, wenn die Person (noch) schüchtern ist und das selbstbewusste Auftreten erst üben musste (vgl. Selbstsicherheit Übungen).
Eigenschaften werden nicht einzeln wahrgenommen. Wenn Sie selbstbewusst auftreten, halten andere Sie eher für kompetent, als wenn sie unsicher auftreten, obwohl auch schüchterne Menschen in ihrem Fach Experten sein können. Diese Fehleinschätzung ist als Halo-Effekt bekannt (vgl. Wahrnehmungsverzerrungen). Die Schüchternheit überstrahlt gewissermaßen andere Persönlichkeitsmerkmale und führt zu falschen Schlussfolgerungen.
Auch deshalb ist Kommunikation ein beliebtes Thema im Persönlichkeitsentwicklung Seminar, beim Jobcoaching und in Seminaren für Führungskräfte (siehe Führungskräfteentwicklung Berlin). Ein Beispiel bildet das Seminar „Rhetorik für Führungskräfte Fortbildung“ des Manager-Instituts. Dieser Kurs ist in fünf Teile gegliedert, die sich mit folgenden Schwerpunkten befassen:
- rhetorische Grundlagen
- eigene Ausdrucksfähigkeit
- verschiedene Sprechsituationen, die für Führungskräfte typisch sind
- Reden halten (siehe auch Redegeschick)
- Umgang mit schwierigen Situationen
Das Seminar verteilt sich auf zwei Tage, wie es bei Manager-Seminaren häufig der Fall ist. Als mögliche Orte sind mehrere Städte in Deutschland und im Ausland genannt, darunter Stuttgart, Heidelberg, Essen, Dresden, Salzburg und Barcelona. Der Anbieter führt die Fortbildung in Gruppen oder als Einzeltraining durch. Darüber hinaus bietet er das Rhetorik-Training als Inhouse-Seminar an, bei dem der Dozent direkt das Unternehmen aufsucht, das den Kurs bucht.
Die rhetorischen Skills einer Führungsperson beeinflussen ihr Charisma. Ein wichtiger Mechanismus basiert darauf, dass sich der Manager in seine Mitarbeiter hineinversetzt und einerseits einen gemeinsamen Denk- und Handlungsrahmen schafft und andererseits signalisiert „ich gehöre zu euch“ (Shamir et al., 1994) – siehe auch unsere Seite zum Mitarbeiterführungsseminar. Die Voraussetzung für diesen Vorgang ist Empathie, weshalb aktives Zuhören und einfühlendes Verstehen in Rhetorik-Seminaren teilweise ebenfalls thematisiert werden.
Doch nicht nur Manager können von guten Kommunikationsfertigkeiten im Job wie auch insgesamt in der persönlichen Entwicklung profitieren. Auch in anderen beruflichen Positionen sowie im Alltag können rhetorische Tricks dabei helfen (vgl. rhetorische Stilmittel), sich besser durchzusetzen und sicherer vor anderen zu sprechen. Die Münchner Volkshochschule bietet deshalb einen „Crashkurs Rhetorik“ an. Der Dozent Walter Zauner vermittelt seinen Teilnehmern darin sowohl Techniken, um bessere Gespräche zu führen, als auch Tipps zu Präsentationen.
Persönliche Weiterentwicklung – diese Bücher könnten Sie interessieren:
Weitere Basisliteratur
- Aronson, E., Wilson, D., & Akert, R. M. (2008). Sozialpsychologie. München, Pearson Studium.
- Kriz, J. (2007). Grundkonzepte der Psychotherapie. München, Urban & Schwarzenberg.
- Maltby, J., Day, L., & Macaskill, A. (2011). Differenzielle Psychologie, Persönlichkeit und Intelligenz. München, Pearson Studium.