Wir haben auf dieser Website schon häufiger diskutiert, dass die Antwort auf Fragen wie „Welche Soft Skills braucht man?“ oder „Was sind die wichtigsten Soft Skills?“ stark davon abhängt, welchen Kontext man betrachtet.
Geht es um den privaten Kontext, das private Alltagsleben mit Familie, Kindern, Freunden, Nachbarn? Oder geht es um den beruflichen Kontext, den Umgang mit Kollegen, Kunden, Mitarbeitern, Chef? – Und wenn man bei der Antwort den Fokus auf den beruflichen Kontext legt, bleibt immer noch die Spezifizierung des Arbeitsumfelds, des Berufs, der Branche und sonstiger Umfeldfaktoren wie z.B. Anstellung vs. Selbstständigkeit, Großkonzern oder Kleinstunternehmen.
Sozialkompetenz hilft immer…
Natürlich: Bestimmte „Soft Skills“ oder „Kompetenzen“ oder „Fähigkeiten“ oder „Eigenschaften“ kann man fast immer nennen. Dazu fällt das Konzept der „Soziale Kompetenz“. Streng genommen behandeln wir Sozialkompetenz im Sinne des Soft Skills Würfels hier auf dieser Website gar nicht als einzelnes Soft Skill, sondern als Kompetenzfeld und mithin eine Sammlung verschiedener, einzelner Skills. Das ist aber eher ein theoretischer Aspekt. Fakt ist jedoch, dass „Soziale Kompetenz“ in fast allen Berufsbildern gefordert ist und von Bewerbern gewünscht wird. Vom Altenpfleger, über den Betriebswirt bis hin zum Zugbegleiter.
Bleiben wir für den Moment einmal beim Betriebswirt, und dessen Arbeit. Das ist insofern interessant, weil Betriebswirte ein unglaublich breites Spektrum an Einsatzbereichen und tatsächlichen Tätigkeiten im Unternehmen haben können – anders als der Altenpfleger oder der Zugbegleiter. Und die Frage stellt sich gerade auch Menschen, die eine Aufstiegsfortbildung zum Betriebswirt machen wollen, und vorher vielleicht etwas ganz anderes gelernt haben.
Was also braucht ein angehender Betriebswirt an sozialer Kompetenz, sozialen Fähigkeiten? – In der Literatur werden hierbei ja recht viele Begrifflichkeiten mit leicht unterschiedlicher Prägung genutzt. Siehe nur einmal die soziale Intelligenz, deren Begriff von Daniel Goleman (mit)geprägt wurde, oder den Begriff der Soziabilität. – Letztlich geht es darum, dass in betriebswirtschaftlichen Kontexten arbeitende Menschen in einer komplexen Wirtschafts- und Arbeitswelt eben doch mehrheitlich eng mit anderen Menschen und auch Kunden arbeiten müssen. Zum Beispiel in Projekten, als Berater (Unternehmensberater, interner Berater; vgl. auch: Soft Skills für SAP Consultants) oder als Führungskraft. Überall dort ist es wichtig, ein mehr oder weniger vernünftiges bis „geschliffenes“ Verhalten („Benehmen“) im Umgang miteinander an den Tag zu legen. – Sicherlich mehr als für den Job als Müllwagenfahrer oder S-Bahn-Fahrer oder Forstwirt.
Empathie als Schlüssel erfolgreicher Kommunikation und gelungenem Konfliktmanagement
Welche Teilaspekte sozialer Kompetenz nun für das Beispiel bzw. den Beispielberuf „Betriebswirt“ gefordert werden, hängt nun wiederum davon ab, welche Tätigkeiten und Aufgaben tatsächlich im Joballtag übernommen werden. Jemand, der viel im direkten Kundenkontakt zu tun hat, oder der viel zwischenmenschlich mit Problemen/Streit/Konflikten zu tun hat, dem wird man vielfältige Anforderungen an die kommunikativen Fähigkeiten stellen. Allen voran, wenn es um Konflikte geht: Man solle Empathie-Fähigkeiten besitzen, empathisch sein bzw. empathisch kommunizieren können. Einfühlsam sein (können), Verständnis zeigen (können), sich in die Rolle und Perspektive des anderen hineinversetzen können. Gesprächssituationen wie „Ja, ich verstehe Sie völlig. … Das ist gut nachzuvollziehen. … Ich würde, wenn ich an Ihrer Stelle wäre, mich auch aufregen. … Das ist wirklich ärgerlich; ich kann Ihren Ärger wirklich nachempfinden. … Und ich kann Ihnen versprechen: Ich werde mich persönlich sofort darum kümmern, dass …“ sind dafür Lehrbuch-haft.
Verhandlungsfähigkeiten bis Durchsetzungsstärke
Empathie und empathische Kommunikation kann eigentlich nie schaden. Aber es muss – für einen Betriebswirt – nicht die wichtigste sozial-kommunikative Kompetenz sein. Wer zum Beispiel als Einkäufer arbeitet (in der Einkaufsabteilung eines Großkonzerns), von dem werden z.B. priorisiert Verhandlungsfähigkeiten, Verhandlungsgeschick, gefordert. Gleichwohl Empathie ein hilfreicher Teilaspekt erfolgreicher Verhandlungskommunikation sein kann, so kann je nach Funktion doch der Fokus auf Durchsetzungsvermögen, Eloquenz (Redegewandtheit) und sonstigen Elementen von Überzeugungsfähigkeit liegen, bis hin zu Manipulationstechniken (siehe die Psychologie des Überzeugens von Robert Cialdini).
Führungsqualitäten von/für Betriebswirte – ohne wird der Aufstieg schwer
Sehr oft haben Manager / Führungskräfte in Unternehmen einen betriebswirtschaftlichen Ausbildungshintergrund. Sei es als IHK-geprüfter Betriebswirt, Diplom-Betriebswirt oder eine sonstige Ausprägung à la MBA (Master of Business Administration). Gerade auf „C-Level“ (höchste Management-Ebene wie CEO, CIO, CFO) finden sich häufig Absolventen angesagter Business Schools bzw. MBA-Programme (siehe entsprechende Programme z.B: hier).
Klar ist: Wer ins höhere Management aufsteigen will (und oft wollen das Kandidaten, die z.B. als Ingenieur eine Aufstiegsfortbildung zum Betriebswirt machen, oder als bereits Diplom-Betriebswirt den „MBA-Titel“ dranhängen), der muss Führungsqualitäten und Führungsfähigkeiten mitbringen. – Im Soft Skills Würfel haben wir dafür das ganze Kompetenzfeld „Führungskompetenz“. Vieles davon lernt man aber auch erst „on the job“, mit der praktischen Erfahrung. Zwar lassen sich in Aufbauschulungen sicherlich wichtige Grundlagen wie etwa zu Führungsstilen theoretisch erlernen. Vieles ergibt und trainiert sich jedoch auf dem Weg, und im besten Fall erhält man vom Unternehmen die Chance, regelmäßig an einem Führungskräftecoaching oder einem intensiven Führungskräfteentwicklungsprogramm teilzunehmen. Und ja, es gibt hilfreiche Seminare zum Thema „Professionell kommunizieren als Führungskraft“, wo man als Betriebswirt mit Karriere-Ambitionen seine Kommunikationsfähigkeiten in die entsprechende Richtung verfeinern kann.
Beratungskompetenz für den Betriebswirt als Consultant
Viele Betriebswirte arbeiten offiziell (vom Titel her) als „Berater“ / „Consultant“ in Projekten bei Kunden. Vielleicht ist „Unternehmensberater“ der klassische Job schlechthin für Betriebswirte und MBA’ler. Und dann ist klar: Man fordert von Kandidaten dieses Segments pauschal Beratungskompetenz – was auch immer das in der Einzelsituation heißt bzw. impliziert. Denn es macht schon einen Unterschied, ob man High-Level „Managementberater“ tätig ist, oder als IT-Consultant z.B. Software-Einführungsprojekte leitet bzw. abwickelt. Auch spielen Unternehmenskulturen eine gewisse Rolle, was von einem gefordert wird, und wie die Arbeit tatsächlich aussieht. Schließlich gibt es auch den Spezialfall des „Inhouse Consultants“, der gar nicht zu externen Kunden geht, sondern in internen Projekten (beratend) tätig ist. Dann können die konkret geforderten bzw. sinnvollen Fähigkeiten und Eigenschaften schon differieren von den Anforderungen an einen extern tätigen Unternehmensberater.
Eine unendliche Liste… – deren Zusammensetzung von Kontext, Situation und Tätigkeit abhängt…
Die Liste potentiell wichtiger „Skills“, „Kompetenzen“ usw. lässt sich quasi beliebig verlängern. Teamfähigkeit, Präsentationsfähigkeiten, Resilienz, ausgeprägte Zeitmanagement-Skills, Fähigkeiten zum systemischen Denken… – Klar ist: Was man genau als Betriebswirt „braucht“, hängt wirklich von der konkreten Aufgabe und dem Umfeld ab, indem diese Aufgabe zu realisieren ist. – Das sollte der obige Text klar gemacht haben. Siehe auch: Betriebswirt Gehalt.
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