www.soft-skills.com » Der Soft Skills Würfel von André Moritz » Soziale Kompetenz » Menschenkenntnis

Menschenkenntnis als Soft Skill im Kompetenzfeld „Soziale Kompetenz“ des Soft Skills Würfels

Menschenkenntnis im Soft Skills Würfel von André Moritz (© www.soft-skills.com)

Lebenserfahrung und Persönlichkeitstypologien

Menschenkenntnis ist die Fähigkeit, individuelle und typische Charakteristika von Einzelpersonen und Personengruppen zutreffend vorhersagen, erkennen und berücksichtigen zu können. Menschenkenntnis resultiert einerseits aus Erfahrungen aus dem Umgang mit vielen und unterschiedlichen Menschen.

Zum Teil kann Menschenkenntnis auch dem Wissen über empirisch fundierte Menschentypologien entspringen. Dabei ist es wichtig, dass solche Typologien nicht als „Wahrheit“ verstanden werden, sondern als Hilfe bei der Einschätzung von Menschen.

Verhalten, Denkmuster, EigenschaftenPsychologie, Soziologie, Anthrophologie und viele andere Wissenschaften beschäftigen sich seit langem mit der Erklärung menschlichen Verhaltens, menschlicher Denkmuster und menschlicher Eigenschaften. Dabei wurden im Laufe der Zeit eine Vielzahl von Typologien, d.h. Kategorien von Menschen entwickelt, welche die Komplexität, die sich aus der Individualität des Einzelnen ergibt, durch wissenschaftliche mehr oder weniger fundierte Typen, Gruppen, Cluster usw. reduziert werden soll.

Generalisierungen, TypologienDa es sich dabei zwangsläufig immer um eine mehr oder weniger umfangreiche Generalisierung handelt, hat jede dieser Typologien ihre Schwächen und Fehler. Je weniger „Kategorien“ ein Modell bietet, umso größer ist zwangsläufig die Generalisierung. Das impliziert oftmals, dass das Modell wenig praktischen Aussagewert hat, sehr allgemein ist oder sich eben sehr leicht sehr viele Gegenbeispiele finden lassen. Es überrascht nicht, dass bis heute noch keine einzig „wahre“ Theorie oder „beste“ Typologie gefunden wurde – vermutlich wird sie auch niemals gefunden.

Typologien und Klassifizierungen von „Menschen(typen)“

Je kleiner die Zahl der Typen ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass sich Menschen als „Zwischentyp“ fühlen oder andere nicht eine der vorgegebenen Kategorien einordnen können. Der Kollege A oder Freund B ist dann etwas zwischen X und Y. Je weniger Typen zur Verfügung stehen, umso schwerer lässt sich jemand also zu einer Kategorie von Menschen einordnen. Je mehr Typen es gibt, umso weniger lässt sich ein Modell verstehen und merken – und verliert dann schnell an Alltagstauglichkeit und Popularität.

Eine Klassifizierung von Menschen(typen) mit 30 verschiedenen Kategorien dient darüber hinaus auch nur wenig dazu, die Komplexität von menschlichen Zügen etwas transparenter und beschreibbarer zu machen. Jede Typologie ist also erstens eine Gratwanderung zwischen der Exaktheit der Kategorien, dem praktischen Nutzen als komplexitätsreduzierendes Erklärungsmodell, abhängig von der Zahl der „Schubladen“. – Dabei ist die tatsächliche wissenschaftliche Gültigkeit der gewählten Gruppierungen zudem noch nichts gesagt.

Menschen sind immer reicher als die Generalisierungen, die über sie gemacht werden.

Ohne Frage: Typologien von Menschen können eine Hilfe bei der schnellen Einordnung und Einschätzung von Menschen sein, insbesondere für den Anfang eines neuen Kontakts, bei dem man sein Gegenüber schnell „einordnen“ möchte, um daran das eigene Handeln auszurichten. Vergessen Sie dabei jedoch nie, dass eine Typologie (vgl: Persönlichkeitsmodelle) oftmals besonders von einzelnen Kriterien abhängt, andere – möglicherweise wichtige – Persönlichkeitseigenschaften (siehe Eigenschaften versus Fähigkeiten, Fertigkeiten) bei der Einordnung aber gar nicht berücksichtigt werden. Vergessen Sie auch nie, dass es sich bei jedem Modell, jeder Typologie und jeder Einordnung um EINE von vielen möglichen Betrachtungsweisen eines Menschen handelt. Menschen sind immer reicher als die Generalisierungen, die über sie gemacht werden – das ist nicht zuletzt eine „menschliche“ Vorannahme im Umgang miteinander.

Menschenkenntnis: Menschen beurteilen, Beziehungen verstehen, Charakter einschätzen, Überzeugungen erkennen, Werte, Eigenschaften... (© XtravaganT / Fotolia)

Menschenkenntnis: Menschen beurteilen, Beziehungen verstehen, Charakter einschätzen, Überzeugungen erkennen, Werte, Eigenschaften… (© XtravaganT / Fotolia)

Menschen wahrnehmen, einschätzen, „kennen“

Menschenkenntnis entstammt also aus Lebens- und Berufserfahrung sowie Kenntnis von Typologien als „Erklärungsmodellen“. Wer seine Menschenkenntnis entwickeln möchte, kann also außer dem proaktivem Suchen, Eingehen und Pflegen von Kontakten vor allen Dingen sein Grundwissen über Psychologie und Soziologie auffrischen und sich näher mit den einzelnen Typologien von Menschen auseinandersetzen.

Wahrnehmungs-Verzerrungen bedenkenDa vor der Menschen“kenntnis“ im wortwörtlichen Sinne von „Kennen“ erst noch das „Wahrnehmen“ und „Einschätzen“ steht, ist in diesem Kontext auch das Wissen um typische Wahrnehmungsverzerrungen hilfreich. Denn bevor wir zu etwas wie „Kenntnis“ kommen, heißt es unsere Beobachtungen und Wahrnehmungen zu interpretieren. Und hier geschieht so manche Fehleinschätzung, die nicht nur auf Vorannahmen, Vorurteilen und Klischees beruht.

Nutzen des Trainings von Menschenkenntnis

  • Sie können sich stärker in Ihr Gegenüber einfühlen und so Konflikte besser lösen.
  • Sie können besser für die Präferenzen und Situation Ihres Gegenübers argumentieren und dadurch besser überzeugen.
  • Sie können Menschen besser motivieren, indem Sie die bekannten Präferenzen ansprechen und bedienen.
  • Sie können individuellere und tiefere Beziehungen aufbauen.
  • Sie können Menschen aufgrund eines tieferen Verständnisses einfühlsamer zuhören.
  • Sie können erfolgreicher verkaufen, weil Sie den Kunden bei seinen Eigenheiten und Präferenzen packen.
  • Sie können mehr Freude an sozialen Kontakten haben, weil Sie trotz aller hilfreichen Typologien mit Freunde die Einzigartigkeit eines jeden Menschen erkennen.

Einordnung Menschenkenntnis im Soft Skills Würfel

Menschenkenntnis ist als Soft Skill Bestandteil der übergeordneten Kompetenzfelder

Der Schwerpunkt liegt im Bereich der „Sozialen Kompetenz“, da der Erfolg und die Konfliktfreiheit von zwischenmenschlicher Interaktion sehr davon abhängen, wie weit die Teilnehmer der Interaktion ihr jeweiliges Gegenüber einschätzen können und die individuellen Charakteristika des Gegenübers berücksichtigend angemessen auf ihn eingehen können. Gleichzeitig ist Menschenkenntnis auch Bestandteil der „Mentalen Kompetenz“, da die Einschätzung von Menschen sehr von emotionalen und psychischen Faktoren abhängt, zum Beispiel Glaubenssätzen darüber, wie andere Menschen oder Menschengruppen (generalisiert) sind.

Die zusätzliche Einordnung in das Kompetenzfeld „Personale Kompetenz“ widerspiegelt, dass Menschenkenntnis auch sehr wohl einen erlernbaren Aspekt besitzt, genauer sogar einen selbstständig (autodidaktisch) erlernbaren Anteil. Dieser Teil umfasst vor allen Dingen das Wissen um Typologien, Beurteilungsprozesse und Beurteilungsmethoden. Personale Kompetenz enthält ja in der Regel vor allen Dingen Aspekte von Soft Skills, die unabhängig von sozialen Interaktionen erlernt werden können. Diese zu kennen und nutzen zu können, ist somit sehr wohl Bestandteil von Menschenkenntnis und Bestandteil des persönlichen Kompetenz-Portfolios.

Wichtige Begrifflichkeiten, die im Kontext von Menschenkenntnis häufig auftreten:

  • Taktgefühl
  • soziale Sensibilität
  • Lebenserfahrung

Bemerkenswert ist die Nähe zu Empathie als Soft Skill. Eine ausgeprägte Menschenkenntnis erfordert ein Mindestmaß an Empathie (vgl. empathisch sein) und korreliert meist auch mit dieser, d.h. empathische Menschen haben meist auch eine ausgeprägte Menschenkenntnis und Personen mit hoher ausgeprägter Menschenkenntnis verfügen meist auch über ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen. Viele Trainer sind sich daher nicht nur bei Smalltalk und Espresso darüber einig, dass Menschenkenntnis auch ein wichtiger Bestandteil von Einfühlungsvermögen ist.

Mehr zum Thema Menschenkenntnis auf www.soft-skills.com

DISG Modell | Dominant, stetig, initiativ, gewissenhaft als Dimensionen der Persönlichkeit

DISG Modell | dominant stetig initiativ gewissenhaft (© Pathfinder / Fotolia)

Das DISG Persönlichkeitsprofil / Modell verstehen
Manchmal will ein Gespräch einfach nicht in Gang kommen. Man hat das Gefühl, nicht richtig auf den anderen reagieren zu können, die Kommunikation gerät immer wieder ins Stocken oder man …

Arroganz / Überheblichkeit / Hochmut – Wenn „eingebildet“ und „arrogant“ eigentlich nur ein Schutzschild eigener Unsicherheit ist…

Arroganz / Überheblichkeit / Hochmut / Eingebildetsein - wenn Mitmenschen vor Ego platzen... (© piumadaquila / Fotolia)

Manchmal begegnen wir Menschen, die uns schon nach wenigen Sätzen unsympathisch sind. Sie wirken arrogant, ihr Auftritt scheint von Hochmut zu zeugen. Nicht selten ist man aber auch selbst mit der Art und Weise, wie …

Der Dunning-Kruger-Effekt – Warum sich inkompetente Menschen überschätzen…

Dunning-Kruger-Effekt - Fehleinschätzungen zu Kompetenz und Inkompetenz bei sich und anderen (© thingamajiggs / Fotolia)

Fehleinschätzung der Kompetenz und Inkompetenz bei sich und anderen
„Unwissenheit erzeugt viel häufiger Selbstvertrauen als Wissen“ – Diese Erkenntnis stammt von dem berühmten Evolutionsforscher Charles Darwin. Schon damals stieß man auf das allseits bekannte Phänomen, dass …

Buchtipp: Das Reiss Profile ™ – Die 16 Lebensmotive

Das Reiss Profile ™ - Die 16 Lebensmotive

Der Untertitel „Welche Werte und Bedürfnisse unserem Verhalten zugrunde liegen“ macht neugierig. Und in der Tat liefert das Buch viele Antworten. Oder möchte man es erst einmal nur „Theorien“ und „Thesen“ nennen? Wer das Buch …

Persönlichkeitsmodelle und Persönlichkeitstests im Vergleich – ein Überblick über etablierte Verfahren

Persönlichkeitsmodelle und Persönlichkeitstests sollen helfen, Charakter, ...

Persönlichkeitstests im Vergleich – Welcher Persönlichkeitstest für wen?
Wer im Internet nach „Persönlichkeitstests kostenlos“ googelt, findet mit etwas Pech ein Angebot von Scientology. Wer darauf klickt, hat seinen Test bereits absolviert – Ergebnis: Doofheit. Für alle …

Rosenthal-Effekt / Pygmalion-Effekt erklärt: Man wird, wie man gesehen wird…

Rosenthal-Effekt / Pygmalion-Effekt in der Schule (© contrastwerkstatt / Fotolia)

Der Rosenthal-Effekt (auch: Pygmalion Effekt) beschreibt ein Phänomen, das oft vereinfacht mit dem Etikett „selbsterfüllende Prophezeiungen“ erklärt wird. Das trifft es jedoch nur teilweise. Im Kern geht es um Arbeiten des deutsch-amerikanischen Psychologen und Psychologieprofessor Robert …

Menschenkenntnis als Soft Skill im Soft Skills Würfel von André Moritz

Menschenkenntnis im Soft Skills Würfel von André Moritz (© www.soft-skills.com)

Lebenserfahrung und Persönlichkeitstypologien
Menschenkenntnis ist die Fähigkeit, individuelle und typische Charakteristika von Einzelpersonen und Personengruppen zutreffend vorhersagen, erkennen und berücksichtigen zu können. Menschenkenntnis resultiert einerseits aus Erfahrungen aus dem Umgang mit vielen und unterschiedlichen Menschen.
Zum Teil …

Kriterien-Hierarchie analysieren: Was ist des anderen wichtigster Wert?

Was ist Dir wichtig? - Kriterienhierarchie-Analyse (© pathdoc / Fotolia)

Werte und Kriterien für unsere Entscheidungen
Menschen zu kennen bedeutet meist auch zu wissen, was diesen Menschen wichtig ist. Die Werte eines Menschen zu kennen, hilft dabei, sein Denken, Entscheiden und Handeln zu verstehen. Die meisten …

Wie der Halo-Effekt unsere Wahrnehmung von Menschen verzerrt

Halo-Effekt: Wenn ein einzelner erster Eindruck alles andere überstrahlt (© Sergey Nivens / Fotolia)

Heiligenschein- und Teufelshörner-Effekt
Ähnlich zum Primacy- und Recency-Effekt beschreibt auch der Halo-Effekt eine verbreitete Wahrnehmungsverzerrung bei unserer Einschätzung von Menschen. Der Halo-Effekt besteht nach E. L. Thorndike aus einer „Überstrahlung“ („Halo“) eines einzelnen Merkmals über andere …

Primacy- und Recency-Effekt

Sollte man seinem ersten Eindruck glauben? (© Bratovanov / Fotolia)

Dominanz des ersten und letzten Eindrucks
Ein hilfreiches Element zum Verständnis von Menschenkenntnis und Fehleinschätzungen von Menschen ist der so genannten Primacy-Effekt. Dieser Effekt beschreibt das Phänomen, dass die erste Information in Folge mehrerer Informationen stärker …

Nomen-est-omen-Effekt: Wie wir uns von Namen beeinflussen lassen

Nomen-est-omen-Effekt (© Rob Byron / Fotolia)

Wie Namen als Stereotype wirken können
Ein interessanter Aspekt im Zusammenhang mit Menschenkenntnis verbirgt sich hinter dem so genannten Nomen-est-omen-Effekt. Dieser Effekt beschreibt das Phänomen, dass wir Menschen anhand ihres Namen bestimmte Erwartungen und Eigenschaften zumessen …

Pars pro toto-Effekt und Stereotype: Wie wir unsere ‚Menschenkenntnis‘ und Wahrnehmung verzerren können

Bias: Voreingenommenheit durch Klischees, Vorurteile, Stereotype (© tashatuvango / Fotolia)

Verallgemeinerungen und Stereotype können täuschen
„Pars pro toto“ heißt „Der Teil steht für das Ganze“. Das dahintersteckende Prinzip führt im sozialen Alltag zu etwas, was wir oft als „Stereotype“ bezeichnen. Wir nehmen einen Teil des Menschen …

Schlagwörter: