Manche „Soft Skills“ lassen sich ganz gut in einem Seminar lernen und trainieren. Das gilt besonders für sehr spezifische Kommunikations-Skills wie etwa „Schlagfertigkeit“. Da kann man konkrete Kontertechniken und Schlagfertigkeit Methoden präsentiert bekommen und üben, und einige häufig passende Standardkonter auswendig lernen.
Bei anderen Soft Skills wie „Empathiefähigkeit“ ist es etwas schwieriger. Denn natürlich lassen sich z.B. bestimmte Fragetechniken vermitteln und üben, und einige Standardfragen und Standardformulierungen auswendig lernen, mit denen man Gefühle und Stimmungen seiner Mitmenschen erfragen kann und damit empathischer rüberkommen kann. Denn: Selbst wenn die jeweilige Befindlichkeitsfrage „auswendig gelernt“ ist, und es sich anfangs noch etwas unbeholfen-künstlich anfühlt, diese zu stellen: Wenn das Interesse an der Antwort ehrlich ist, erreicht man in aller Regel eine positive Wirkung. So gesehen lässt sich auch Empathie in gewissem Rahmen in einem Seminar „lernen“. Auf der anderen Seite ist und bleibt „Empathie“ etwas, das auch viel mit der grundsätzlichen Persönlichkeit des Einzelnen, seiner Mentalität, seinem Charakter zu tun hat. Wenn jemand der sachliche Typ ist, der eher Aufgaben-fokussiert als Menschen-und-Beziehung-fokussiert ist, dann lässt sich daraus nicht im Handumdrehen in einem Seminar ein einfühlsamer, empathischer Typ machen.
Noch interessanter wird es, wenn man „Soziale Kompetenz“ als Ganzes und Breites in einem Seminar „lernen und trainieren“ will. Die Herausforderung beginnt schon damit, dass ein Jeder ein bisschen etwas anderes darunter versteht und andere Schwerpunkte dabei sieht.
Sozialkompetenz Schulungen im Business-Kontext
Schauen wir einmal bei einem der größeren Seminaranbieter, hier exemplarisch der WBS Akademie Gruppe, auf deren Seminarübersichtsseite zum Thema Soziale Kompetenz Seminar.
Dort zeigt sich – erwartungsgemäß – dass man unterschiedliche Schwerpunkte setzt und auch eher einzeln behandelt. Es gibt also nicht das zentrale Seminarformat für Soziale Kompetenz insgesamt, sondern man trainiert Einzelaspekte und Themen wie etwa „Face Performance – Menschenkenntnis im Beruf“. Und man bietet weiterführend an, „maßgeschneiderte“ Seminarlösungen für Inhouse-Seminare in Unternehmen zu erstellen, die dann die dort nötigen bzw. sinnvollen Dimensionen sozialer Kompetenzen trainieren.
Gruppentraining sozialer Kompetenzen (GSK) im Kontext von Psychotherapien
Eine andere Variante von „Seminaren“ zum Thema „Sozialkompetenz“ findet sich hingegen nicht im Business-Segment von Schulungen, Seminaren, Trainings und Coachings, sondern im Kontext von Psychotherapie und psychotherapeutischen Behandlungskonzepten. Hier dürfte im deutschsprachigen Raum vor allem das „GSK“ – „Gruppentraining Sozialer Kompetenzen“ von Hinsch und Pfingsten das Angebot schlechthin sein. Wir sind an verschiedenen Stellen schon einmal darauf eingegangen, siehe auch hier und auch hier. – Diese Art von „Sozialkompetenzseminar“ wird vor allen Dingen im Kontext der Behandlung von Angststörungen, vor allem sozialer Angststörungen à la „Sozialphobie“ eingesetzt.
Die Idee hinter dem GSK-Konzept ist: Man geht (definitorisch) laut Hinsch und Pfingsten davon aus, dass „sozial kompetentes Verhalten“ unter anderem die folgenden Aspekte umfasst:
- Sympathie gewinnen
- Selbstsicheres Verhalten in Beziehungen
- Recht durchsetzen
Die Zahl der Patienten/Klienten/Menschen, denen ärztlicherseits eine (Art von) sozialer Angst diagnostiziert wird, ist erstaunlich. Und da oft Komorbiditäten vorliegen (Einhergehen mehrerer [psychischer] Erkrankungen), sind viele Betroffene primär wegen einer anderen Erkrankung in psychotherapeutischer Behandlung, z.B. aufgrund von Depressionen (siehe auch: Wie gehe ich mit depressiven Menschen um?). Für den Teilaspekt sozialer Angst und Angstsymptome schlägt der Psychotherapeut dann u.U. zusätzlich zu den Psychotherapie-Einzelsitzungen die Teilnahme an einer Gruppentherapie vor, und dort wird fast immer das o.g. Konzept der „GSK“ genutzt. Es finden sich mehrere Patienten/Klienten mit ähnlichen Störungsbildern sozialer Ängste in therapeutisch geschütztem Rahmen zusammen, und werden unter Anleitung des Therapeuten in verschiedenen Rollenspielen verschiedene soziale Situationen spielen und „sozial kompetentes Verhalten“ im Sinne o.g. Definition üben. Auch das ist letztlich dann ein „Sozialkompetenz Seminar“.
Business Knigge, Interkulturelle (soziale) Kompetenz, und viel Kommunikationstrainings für Führungskräfte
Schaut man noch einmal übergreifender auf das „Business Seminare“-Angebot am Markt, also Schulungen zum Thema Soziale Kompetenz für und in der freien Wirtschaft, dann zeigt sich auch hier die eingangs und einleitend skizzierte Vielfalt an thematischen Schwerpunkten. Hilfreich ist zum Beispiel der Blick in eine Seminar-Datenbank/-Suche, in der viele verschiedene Angebote und Anbieter gelistet sind. Nehmen wir hier einmal exemplarisch den Service von Semigator, dann zeigen sich bei der Suche nach „Sozialkompetenz Seminaren“ u.a. Angebote wie:
- Business Knigge…
- Kommunikation für Führungskräfte…
- Interkulturelle Kompetenz …
Fazit
Ich denke, dass die obigen Ausführungen und Beispiele sehr gut zeigen, wie vielfältig und vielschichtig das Angebot zum Training sozialer Kompetenzen ist. Und: Dass es eben nicht das Seminar dazu gibt, sondern die Antwort auf die Frage „Was ist ein gutes Seminar zum Training von Sozialkompetenz?“ stark vom Kontext abhängt.
- Es hängt davon ab, was der Teilnehmer bzw. Auftraggeber schwerpunktmäßig braucht bzw. sich vorstellt.
- Und es hängt davon ab, in welchem Umfeld/Rahmen „mehr“ sozial kompetentes Verhalten gewünscht ist. Geht es um beruflich erfolgreiche(re)s Verhalten, z.B. im Verkauf/Vertrieb und der Mitarbeiterführung? Geht es um selbstsicheres, sozial angemessenes Verhalten in der Öffentlichkeit und dem privaten Alltag?
Alle diese Fragen sind zu stellen und zu beantworten.
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