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Nonverbale Sensibilität als Soft Skill im Soft Skills Würfel von André Moritz

Nonverbale Sensibilität im Soft Skills Würfel

Körpersprache und Ausstrahlung
Nonverbale Sensibilität als Soft Skill umfasst eine Reihe von Fähigkeiten im Zusammenhang mit Körpersprache (nonverbale Signale im engen Sinn) und Stimmeinsatz/Stimmqualität (paraverbale Signale). Im Detail gehört dazu vor allem folgendes.
Bestandteile

Fähigkeit, körpersprachliche Signale (Mimik, …

55-38-7-Regel nach Mehrabian

55-38-7-Regel nach Mehrabian | Körpersprache, Stimme, Inhalt (© Laurent Hamels / Fotolia)

Körpersprache und Stimmqualität dominieren
Ein interessantes und prägnantes Modell zum Verständnis der Bedeutung von nonverbaler Kommunikation und nonverbaler Kompetenz ist die 55-38-7 Regel von Albert Mehrabian. In einer Studie von Mehrabian und Ferris „Inference of Attitude …

Körperkontakte in der Öffentlichkeit: Anzahl der Berührungen hängt stark vom kulturellen Kontext ab

Wie viel Körperkontakte in der Öffentlichkeit (© Gianfranco Bella / Fotolia)

Temperament und Verhalten richtig einschätzen
Ein wesentlicher Unterschied zwischen verschiedenen Kulturkreisen bzw. Subgruppen innerhalb gleicher Kulturkreise besteht in der Häufigkeit von Körperkontakten bei Konversationen. Diese Unterschiede zu kennen, hilft einerseits dabei, als eher reservierter Zeitgenosse in …

Distanz- und Raumzonen: Unser „Abstand“ voneinander in verschiedenen Kontexten

Raumzonen / Distanzzonen (© DDRockstar / Fotolia)

Öffentliche, soziale, persönliche und Intimzone
Zur nonverbalen Kompetenz gehört die Fähigkeit, Distanz- und Raumzonen zu kennen, interpretieren zu können sowie gezielt einzusetzen. Welchen Abstand wir zu einem Gesprächspartner einnehmen, ist ein wesentlicher Teil unserer Körpersprache. Unbewusst …

 

Körpersprache – eine Einführung

Die Erforschung von Körpersprache, auch Kinesik genannt (siehe Wiki:Kinesik), hat in den letzten Jahren massiv an Interesse gewonnen. Der Grund dafür entspringt der Erkenntnis, dass die non-verbalen Signale des Körpers wesentlich stärker am Transport des Inhalts einer Botschaft beteiligt sind als das gesprochene Wort. Anfang der 1970er Jahren entwickelte der US-amerikanische Psychologe Albert Mehrabian die sogenannte 7-38-55 Regel. Diese geht davon aus, dass eine Nachricht einen Empfänger zu sieben Prozent über die mündliche Rede, zu 38 Prozent über die Stimmqualität und zu 55 Prozent über die Körpersprache erreicht. Auch wenn dieses Zahlenverhältnis auf dem Gebiet der Forschung nicht unumstritten ist, herrscht bis heute Konsens, dass Gesten, Mimik und Habitus zentral die interpersonelle Kommunikation beeinflussen. Das Wissen um die Macht der Körpersprache ist sowohl in privater als auch beruflicher Hinsicht von Vorteil. Zum einen verhilft es zu einer bewussteren Selbstreflexion und gibt darüber hinaus Werkzeuge an die Hand, die Außenwirkung der eigenen Person gezielter einsetzen zu können, um bestimmte Kommunikationsziele zu erreichen. Zum anderen dient dieses Wissen der Stärkung der Empathie für die Gedanken- und Gefühlswelt des Gegenübers.

Die Elemente der Körpersprache

Körpersprache drückt sich in vielfältiger Weise aus und umfasst sowohl bewusst als auch unbewusst ausgesandte Signale. Zu ihren drei Basiselementen zählen
  • Mimik
  • Gestik
  • Körperhaltung.
Der Oberbegriff der non-verbalen Kommunikation berücksichtigt noch weitere Bereiche, und zwar u.a.:
  • Positionierung im Raum
  • Objektsprache etwa in Form des äußeren Erscheinungsbildes
  • Tonlage der Stimme
  • Haptisches Verhalten
  • Situative Einflüsse der Umgebung wie Lichtverhältnisse, Farben oder Architektur.
Die Frage, was alles Teil der nicht-verbalen Kommunikation ist, beantwortet die Forschung nicht einheitlich. Dafür kann sie mit einem anderen interessanten Ergebnis aufwarten, nämlich dass der Mensch in der Lage ist, 700.000 verschiedene Körpersignale auszusenden. Den größten Anteil dabei nimmt mit 250.000 Ausdrücken das Gesicht ein, während Hände immerhin noch 5.000 Gesten vollziehen können. Beim Einnehmen unterschiedlicher Körperpositionen sind um die 1.000 möglich.

Angeborene Körpersprache

Zu Beginn der Menschheitsgeschichte, als sich noch keine Sprache herausgebildet hatte, waren die Ausdrucksmöglichkeiten des Körpers das einzige Mittel zur gegenseitigen Verständigung. Zentral spiegelten sich in ihnen die sieben verschiedenen Grundemotionen des Menschen wieder, nämlich:
  • Wut
  • Überraschung
  • Angst
  • Ekel
  • Freude
  • Verachtung
  • Trauer.
Ein vergleichbares reflexartiges Verhalten lässt sich auch in der Tierwelt beobachten, wenn beispielsweise Hunde ihre Rute in Situationen der Unsicherheit einziehen. Bis heute haben sich die menschlichen Primäraffekte erhalten (siehe auch: www.spektrum.de/lexikon/psychologie/primaeraffekte/11807), wobei einige wenige der vom Nervensystem gesteuerten Reaktionen nur schwer kontrollierbar sind. Erweiterte Pupillen etwa weisen auf Interesse hin und plötzliche Gesichtsblässe möglicherweise auf Schock. Dennoch hat sich im Verlauf der Zivilisation die Menschheit Mechanismen angeeignet, große Teile dieser angeborenen Körpersprache in kontrollierbare Bahnen zu lenken, um ein Leben in einer friedlichen Gemeinschaft gewährleisten zu können. Diese Steuerung spontaner und emotional ausgelöster Reaktionen des Körpers beginnt mit der Sozialisation eines Kindes, das sich mittels Erziehung durch die Eltern und die Gesellschaft die Regeln des kommunikativen Umgangs seiner unmittelbaren Umwelt aneignet. Somit können Ursignale des Körpers wie Lächeln bei Freude heute nicht mehr eindeutig als authentische Gefühlsregungen gedeutet werden.

Kulturelle Unterschiede der Körpersprache

Eine von Corinne Effinger und Valeska Hass veröffentlichte Übersicht über nonverbale Kommunikation (Link nicht mehr online) widmet sich in einem Kapitel Anekdoten, die die kulturellen Unterschiede der Körpersprache drastisch vor Augen führen. Eine davon erzählt vom Schicksal eines 29-Jährigen, der während der Show eines thailändischen Kabarettsängers in Los Angeles die Füße bequem auf den Stuhl vor sich gelegt hatte. Als das Programm beendet war, verfolgte der Entertainer den Zuschauer und erschoss ihn. Der Grund dafür war, dass es in Thailand als eine große Beleidung gilt, jemand anderem die Schuhsohle zu zeigen. Es gibt viele Beispiele, die aufzeigen, dass die nonverbale Kommunikation nicht universell ist, sondern von kulturspezifischen Faktoren geprägt ist. Um Missverständnissen vorzubeugen, ist es daher ratsam, sich vor Auslandsreisen mit den Landesgepflogenheiten vertraut zu machen.

Geschlechtsspezifische Unterschiede der Körpersprache

Sowohl Männer als auch Frauen setzen häufig eine unterschiedliche Körpersprache ein, die Männlichkeit beziehungsweise Weiblichkeit unterstreichen soll. Ist diese jedoch in der direkten Kommunikation beider Geschlechter zu ausgeprägt, sind Irritationen vorprogrammiert. Ein klassisches Beispiel ist die Haltung des Mannes, der die Brust nach vorne streckt und breitbeinig dasteht, um Stärke und Selbstbewusstsein zu demonstrieren. Je nach räumlichen und situativen Gegebenheiten können Frauen dies als Übertreten ihrer privaten Distanzzone deuten. Experten empfehlen daher Männern, die Beine etwas näher beieinander zu halten. Darauf weist „Galileo“ in einem YouTube-Video hin, das auf unterhaltsame und dennoch informative Weise eine Einführung in das Thema „Bodyscience Körpersprache“ bietet. (https://www.youtube.com/watch?v=rxfgceTBEmw) Im Unterschied zu den nonverbalen Signalen des Mannes, der mit ausladenden Gesten Raum einnehmend auftritt, neigen Frauen eher dazu, in ihren Gesten Schutzbedürftigkeit und Kompromissbereitschaft auszudrücken, indem sie beispielsweise ihre Beine überkreuzen und sich optisch klein machen. Um beruflich erfolgreich zu sein, rät die Online-Seite www.absolventa.de/karriereguide/koerpersprache/koerpersprache-frau Frauen, an einer selbstbewussten Körpersprache zu arbeiten, die sich beispielsweise an einer aufrechten Körperhaltung, offen sichtbaren Händen oder einem festen Händedruck ablesen lässt.

Mimik

Die Mimik ist ein wichtiger Bestandteil non-verbaler Kommunikation, da das Spektrum ihrer Ausdrucksmöglichkeiten immens ist. Markante Gesichtspartien sind die Bereiche rund um die Augen und den Mund. Auch die Stirn bietet durch Kontraktion der Muskeln, beispielsweise in Form des Hochziehens der Augenbrauen, ein facettenreiches Tableau für die Deutung von Körpersprache. Normalerweise sind der Mimik mehrere Signale gleichzeitig zu entnehmen wie ein Zusammenkneifen des Mundes und parallel dazu ein Stirnrunzeln. Da darüber hinaus ein Gesichtsausdruck leicht verstellt werden kann, ist es schwierig, ihn immer richtig zu deuten. Doch in der Regel interpretieren ihn die Gesprächspartner intuitiv, wobei in den meisten Fällen das sogenannte Bauchgefühl richtig liegt. Als positive Gesprächsbereitschaft gelten allgemein ein Lächeln, ein unaufgeregter Augenkontakt sowie ein offener Blick, während das Rümpfen der Nase als Zeichen von Abscheu und das Vorschieben der Unterlippe als Skepsis wahrgenommen werden. Luise Köhler, die sich in der ABSOLVENTA-Redaktion um die Bedürfnisse junger Berufseinsteiger kümmert, rät Rednern dazu, übertriebene emotionale Gesichtsausdrücke zu vermeiden, sondern diese bewusst zur Betonung von etwas Besonderem einzusetzen. Sie schreibt: „Dein Gesicht sollte zwar lebendig sein und den Redebeitrag unterstützen, der Ausdruck darf aber nicht aufgesetzt wirken.“ (www.absolventa.de/karriereguide/koerpersprache/mimik)

Körperhaltung und Gesten

Auch die Körperhaltung sagt viel über die situative Kommunikationseinstellung der Gesprächspartner aus. So lässt sich beispielsweise die Floskel „mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen“, womit das realistische Zurechtkommen mit den Anforderungen des Alltags gemeint ist, auch auf die Ausstrahlung des Körpers übertragen, indem der Sprecher im Stehen nicht von einem Bein auf das andere tritt, sondern eine aufrechte und lockere Haltung einnimmt. „Wer sicher und gerade steht, strahlt Authentizität und Realitätssinn aus“, heißt es hierzu auf der Internetseite www.berufsstrategie.de/bewerbung-karriere-soft-skills/koerperhaltung-koerpersprache.php. Weitere Zeichen für eine positive Ausstrahlung sind öffnende Gesten wie das Zeigen der Hände, die man also nicht in der Hosentasche verstecken sollte, und die Hinwendung zum Gesprächspartner, während ein Zurückweichen des Oberkörpers ein Signal der Ablehnung transportiert. Auch im Sitzen sollte eine aufrechte Haltung eingenommen werden, wobei die Hände entspannt auf den Sitzlehnen ruhen und diese nicht umklammern, da dieses Unsicherheit und innere Unruhe signalisiert. Die ehrlichste Körpersprache geht übrigens von den Füßen aus, denn diese „sagen immer die Wahrheit“, wie der ehemalige FBI-Agent und Spezialist für non-verbale Kommunikation Joe Navarro in einem Interview festhält (www.sueddeutsche.de/karriere/interview-fbi-agent-ueber-koerpersprache-unsere-fuesse-sagen-immer-die-wahrheit-1.1018607). So erzählt er, dass die Füße einer am Tisch sitzenden Person, die lieber woanders wäre, bereits unbewusst in die Richtung zeigen würden, wohin aufgebrochen werden möchte. Dabei könne dieser Mensch gleichzeitig lächeln, da das Gesicht weitaus mehr der menschlichen Kontrolle unterliege als andere Körperteile.

„Man kann nicht nicht kommunizieren“ (Paul Watzlawick)

Dieses Zitat des österreichisch-amerikanischen Kommunikationswissenschaftlers Watzlawick über die fortwährende Kommunikation in der menschlichen Interaktion beinhaltet, dass Verständigung auch ohne Sprache auskommt. Wie stark Gestik und Mimik eine Gesprächssituation beeinflussen, lässt sich auch daran erkennen, dass ein Zuhörer im Zweifelsfall der non-verbalen Botschaft mehr Glauben schenkt als der verbalen. Aus diesem Grund führen Signale des Körpers, die im Widerspruch zum gesprochenen Wort stehen, zu Irritationen beim Rezipienten, was wiederum das Gesprächsklima negativ belastet. Die Körpersprache ist sehr komplex, wobei sich ihre verschiedenen Interaktionsbotschaften nur im wechselseitigen Zusammenspiel bis zu einem gewissen Grad deuten lassen. Eine kurze Entschlüsselungsübersicht einzelner Signale bietet die Online-Seite www.redenwelt.de/einzelansicht/tipp/koerpersprache-entschluesseln.html.

Körpersprache trainineren, Trainings für nonverbale Kommunikation

Ein Training der non-verbalen Kommunikation ist durchaus empfehlenswert, denn es nützt in vielen privaten und beruflichen Lebenssituationen, atmosphärische Stimmungen besser aufzuspüren. Als Beispiel sei hier der Wunsch nach einer Gehaltserhöhung genannt. Sucht der Chef bei einem Gespräch darüber nur kurz den Augenkontakt und wendet den Oberkörper leicht zur Seite, sind die Erfolgsaussichten schlecht. Zeigt er dagegen seine Handflächen offen und neigt seinen Kopf etwas zur Seite, stehen die Chancen günstig. Aber ob tatsächlich am nächsten Ersten des Monats mehr Geld auf dem Konto ist, zeigt faktisch nur der Bankauszug. Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass nur derjenige authentisch und überzeugend wirkt, bei dem Körpersprache und verbale Botschaft kongruent sind.

Zitate zum Schlagwort « Körpersprache » aus Fachliteratur

... drückt man Beziehungsbotschaften meist nonverbal aus:
  • Durch Gesten: Man macht Gesten auf die Person zu, man berührt sie schnell und leicht, wie beiläufig. Dadurch drückt man Sympathie aus, Wohlwollen, Zuneigung; man drückt das alles aus, ohne „ein Wort zu sagen“.
  • Durch Mimik: Man schaut freundlich, erfreut, nimmt Augenkontakt auf, lächelt (mit Mund und Augen!).
  • Durch Körperhaltung: Man wendet sich der Person zu, steht in geringem Abstand zu ihr.
„Beziehungsbotschaften“ werden daher in hohem Maße nicht direkt durch Sprache (also „explizit“), sondern indirekt durch andere Kommunikationskanäle (= implizit) vermittelt: Diese Art von Botschaften „fühlt“ man eher als dass man sie „bewusst weiß“.

Gefunden auf Seite 24.