Vier Stadien des Erlernens einer Fertigkeit
Unbewusste / bewusste Inkompetenz / Kompetenz
Ein interessantes Modell zum Verstehen verschiedener Lernstadien bzw. Kompetenzniveaus ist das Modell der „Vier Stadien des Erlernens einer Fertigkeit„. Nach diesem Konzept bewegen wir uns typischerweise über folgende Stufen:
- Unbewusste Inkompetenz
- Bewusste Inkompetenz
- Bewusste Kompetenz
- Unbewusste Kompetenz.
Diese Prozess lässt sich leicht am Beispiel des Autofahrens zeigen:
- Im ersten Stadium ist uns noch gar nicht bewusst, dass wir noch nicht Auto fahren können und dürfen. Dies ist vor allem bei Kindern der Fall.
- Im zweiten Stadium, typischerweise im Alter von 12-18 wird uns unsere Inkompetenz bewusst – wir fahren zwar bei anderen Menschen im Auto mit, können es aber selbst noch nicht.
- In dem Moment wo wir in der Fahrschule gelernt haben, Auto zu fahren, den Führerschein erhalten haben und die ersten Runden durch die Stadt drehen, fahren wir in einem Zustand der bewussten Kompetenz. Wir können jetzt Auto fahren, müssen aber schon noch sehr darüber nachdenken.
- Nach ein paar Jahren ist uns das Autofahren so in Fleisch und Blut übergegangen, dass wir uns in einem Stadium „unbewusster Kompetenz“ befinden. Wir fahren, ohne ständig über das nachzudenken, was wir gerade und konkret tun und wir können zum Beispiel neben dem Autofahren oder Einparken uns mit dem Beifahrer unterhalten.
Unbewusste Kompetenz durch Talent?
Im Stadium der unbewussten Kompetenz setzt Ihr Bewusstsein das Ziel und überlässt es Ihrem Unbewussten, die für die Zielerreichung richtigen Dinge auszuführen. Ihre Aufmerksamkeit ist somit frei für andere Dinge. Dieses Stadium kann als Endphase eines aktiven Lernprozesses und beständiger Übung erreicht werden, kann allerdings auch „angeboren“ im Sinne eines Talents, einer besonderen Geschicklichkeit o.ä. sein. Dieser Umstand fällt insbesondere dann auf, wenn talentierte Leute versuchen, das, was sie so hervorragend tun, zu erklären oder zu lehren. Sie entdecken dann, dass viele ihrer Fähigkeiten vollkommen unbewusst sind – solche Leute sind zwar kompetente Fachleute, die wirklich etwas (unbewusst) von dem verstehen, was sie tun; sie können es aber anderen nicht erklären.
Das Modell der vier Lernstadien hilft typische Lernprozesse zu verstehen, die eigene Position bzgl. einer Fähigkeit oder Fertigkeit einzuschätzen, aber auch gezielt alternative Lernmethoden wie zum Beispiel das Accelerated Learning zu analysieren und zu erklären. Ansätze wie Accelerated Learning versuchen zum Beispiel, Menschen direkt auf die Stufe unbewusster Kompetenz zu heben, zum Beispiel durch Neurolinguistische Programmierung (NLP).
Außerdem macht das Modell der vier Stadien des Erlernens einer Fertigkeit einen weiteren Umstand deutlich: Wir leben zwar in einer Kultur, die glaubt, dass wir das meiste, was wir tun, bewusst tun. Doch den größten teil dessen, was wir tun, und vor allen Dingen dessen, was wir am besten tun, machen wir unbewusst.
Zusammenfassung: Modell der vier Lernstadien
- Das Modell der „Vier Stadien des Erlernens einer Fähigkeit“ besagt, dass wir uns bzgl. einer Fertigkeit auf vier verschiedenen Qualitätsstufen befinden können: der unbewussten Inkompetenz (1), der bewussten Inkompetenz (2), der bewussten Kompetenz (3) und der unbewussten Kompetenz (4).
- Die meisten unserer Tätigkeiten und Denkprozesse laufen unbewusst ab (4), insbesondere die, welche wir am besten beherrschen bzw. die uns zu herausragendem Erfolg verhelfen.
- Moderne Lerntechniken und Ansätze wie Accelerated Learning versuchen, Menschen direkt bzw. schneller auf das Niveau der unbewussten Kompetenz zu heben.
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Schlagworte: bewusst/unbewusst, Kompetenzbegriff, Lernkompetenz, Lernpsychologie, Lese- und Lernkompetenz, overconfidence, Selbstüberschätzung